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Samstag, 22. März 2014, 17:28 Uhr
Equal Pay? Von wegen.
Protest gegen Lohnungleichheit
78 Prozent vom Lohn eines vergleichbaren, männlichen Kollegen verdienen Frauen in Deutschland. Der Equal Pay Day am 21. März wollte darauf aufmerksam machen - mal wieder (Foto: DGB)
Infoarchiv Norderstedt | Rund 80 Tage länger pro Jahr oder eben 63 Wochen müssen Frauen in Deutschland arbeiten, um auf das Jahresgehalt ihrer männlichen Kollegen zu kommen. So liest sich die traurige Statistik hinter dem Equal Pay Day. Änderungen wären einfach zu haben, doch die Politik reagiert träge ...
Ein paar Zahlen ...
37.000 Frauen und 42.000 Männer im Kreis Segeberg gehen einer sozialversicherungs- pflichtigen Tätigkeit nach. Von geringfügiger oder auch "prekärer" Beschäftigung sind hingegen deutlich mehr Frauen betroffen, nämlich 9.500. Dagegen arbeiten nur 5.800 Männer in diesem Bereich. Quelle: Franz Thönnes
Kein Wunder also, dass der Internationale "Aktionstag für Entgeltgleichheit zwischen Männern und Frauen", wie das Ungetüm in Langfassung heißt, zum zweiten Mal in Folge am 21. März stattfand und damit absoluten Stillstand signalisiert. Der Aktionstag nämlich wird stets auf jenes Datum gelegt, an dem Frauen statistisch betrachtet das Vorjahresgehalt der Männer erreicht haben. "Es gibt seit einem Jahr keine Verbesserung" klagt die CDU-Landtagsabgeordnete Katja Rathje-Hoffmann, "wir haben noch viel Arbeit vor uns." Die Gründe für die Lohnkluft zwischen Frauen und Männern sind nach Meinung der Itzstedterin vielfältig. So gebe es weniger Frauen in Führungspositionen, mehr Frauen in Teilzeit und familiär bedingte Unterbrechungen.
"Deutschland liegt im EU-Vergleich auf einem der letzten Plätze", stimmt auch der Segeberger Bundestagsabgeordnete Franz Thönnes zu. Daher sei es höchste Zeit für ein Gesetz gegen Lohndiskriminierung, das Transparenz über den Lohn im Betrieb und in Tarifverträgen herstelle. Im Koalitionsvertrag, so Thönnes weiter, habe man immerhin vereinbart, "dass die bestehende Lohndifferenz zwischen Männern und Frauen nicht zu akzeptieren ist." Und um erste Verbesserungen zu erzwingen, soll Familienministerin Manuela Schwesig bis Ende 2014 Eckpunkte für gesetzliche Regelungen festlegen, die in Unternehmen für mehr Transparenz bei der Entgeltgleichheit sorgen.
Hört sich gut an. Allerdings hatten CDU und SPD bereits in mehreren Regierungen Gelegenheit, die Dinge in die Hand zu nehmen - passiert ist bis heute fast nichts. Vor allem Union und FDP tun sich seit Jahren schwer damit, wirkungsvolle Regelungen in Gesetzesform zu gießen, setzen stattdessen auf die Selbstheilungskräfte des Marktes. Und auch die örtlichen Protagonistinnen deuten vorsichtig ein Ende ihrer Geduld an: "Wenn wir 2014 großzügig ausklammern", so Norderstedts Gleichstellungsbeaugtragte Claudia Meyer, Rathje-Hoffmann und das Frauennetzwerk Norderstedt in einer Erklärung, "und dann mal optimistisch annehmen, dass es im bisherigen Tempo weitergeht, wäre im Jahr 2052 (!) der Equal Pay Day am 31. Dezember angekommen."
Schon einen Schritt weiter sind da die Gewerkschaften, die verbindliche gesetztliche Regelungen fordern, um der Lohndifferenz zu begegnen. Sie setzen auf möglichst hohe Mindestlöhne und die Abschaffung der umstrittenen Minijobs, weil Frauen überdurchschnittlich häufig von Dumpinglöhnen betroffen sind. "Außerdem", so Hamburgs neue DGB-Chefin Katja Karger, "brauchen wir eine Aufwertung von Tätigkeiten, die als typisch weiblich gelten, etwa im Erziehungs-, Gesundheits- und Pflegebereich". Weil sich die Erwerbsschere vor allem ab dem 30. Lebensjahr öffnet, muss es nach Meinung des DGB zudem einen Rechtsanspruch auf Rückkehr in die Vollzeitbeschäftigung geben - wenn Frauen ihre Arbeitszeit familienbedingt reduzieren.