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Freitag, 24. Dezember 2004, 1:00 Uhr

Der Widerstand formiert sich

Vollversammlung auf der "Baustraße"

Info Archiv Norderstedt | Laut Bosse und Freter soll das Gebäude des Politik- und Kulturzentrums in der Ulzburger Straße 6 bei Baubeginn der Kreuzung kurzfristig abgerissen werden und einer Baustellenzufahrt weichen. Dies eröffneten sie VereinsvertreterInnen des SZ während eines Gesprächstermins am 14. Dezember. Zuvor hatte sich eben jener Trägerverein über Monate erfolglos bemüht, überhaupt einen Gesprächspartner in der Stadtverwaltung oder der Politik zu finden, der oder die mit den AktivistInnen des SZ über eine Verlängerung des im August 2005 auslaufenden Nutzungsvertrages verhandelt. Bürgermeister Hans-Joachim Grote machte sich sogar öffentlich lustig über den Verein - mit dem Satz "die wollen ja sonst auch nichts von der Stadt wissen" speiste er die BesucherInnen einer Veranstaltung zur Bürgermeisterwahl ab, anschließend ließ er sich mehrfach telefonisch verleugnen.
Spätestens im März 2006 soll auch nach seinem Willen nun Schluß sein mit dem SZ. Die ersten Reaktionen lassen bereits Empörung durchscheinen: "Es kann doch nicht angehen, dass nach der Schließung des JuKuCa (Jugendkulturcafé Aurikelstieg, d. Red.) ein weiterer, unkommerzieller Treffpunkt abgerissen wird, damit hier Bagger abgestellt werden können." "Am Schlimmsten", so die Vereinsvorsitzende des SZ, Katharina Voß, "finden wir, dass die Aktivitäten, die hier stattfinden, von der Stadt ignoriert werden und dem sozialen Engagement des Zentrums keinerlei Bedeutung beigemessen wird. Es entsteht der Eindruck, dass die Baustelle als Vorwand für die CDU und Bürgermeister Grote herhalten muss, um sich eines mißliebigen Projektes zu entledigen." Ebenfalls irritiert ist man von der Information, dass der Sozialdezernent und Zweite Bürgermeister Harald Freter selber erst am Gesprächstag über den aktuellen Bebauungsplan informiert worden sei, was die These des Vorwandes deutlich unterstützt.
Mit dem Abriss des "Stelly-Hauses", bzw. der ehemaligen "Norderstedter Puppenbühne" würde Norderstedt einen weiteren, unkommerziellen Treffpunkt für verschiedenste kulturelle und politische Projekte verlieren. Das SZ hat sich mittlerweile als eine der Auftrittsmöglichkeiten für Bands aus ganz Europa entwickelt, die ansonsten keinen Spielort in Norderstedt hätten. Nach einem Kompromiss mit den AnwohnerInnen der Ulzburger Straße 6, gibt es inzwischen lediglich ein Konzert monatlich, obwohl der Bedarf an Musik und Auftrittsmöglichkeit weit mehr Live-Konzerte zulassen würde. Neben regelmäßigen Programmpunkten treffen sich im Haus auch politische Gruppen, wie etwa "AVANTI - Projekt undogmatische Linke", außerdem sind neue Projekte in Vorbereitung: So wird am 27. Januar im Vorderhaus des Gebäudekomplexes eine Galerie mit Veranstaltungen und Ausstellungen eröffnet. Unter diesen Umständen fordert der Trägerverein des Sozialen Zentrums die städtischen Verantwortlichen nun auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren und eine alternative Bauzufahrt zu finden: "Das Soziale Zentrum muss endlich einen langfristigen Vertrag erhalten, mit dem auch Planungssicherheit für die kulturelle und gemeinnützige Arbeit gewährleistet ist", betont Vereinsvorsitzende Voß.
Derweil hat Ulrich Böttcher (GALiN) die geplante Schließung des Projektes für einen zynischen Weihnachtsgruß genutzt: "Der Weihnachtsmann, diesmal in Gestalt des Baudezernenten? Des ersten Stadtrates? Holt für die Jugendlichen des selbstverwalteten sozialen Zentrums (SZ) an der Ulzburger Straße in diesem Jahr lieber die Rute heraus - und was für eine!! (...) Natürlich gibt es, wie nicht anders zu erwarten, leider unabwendbare Sachzwänge, denn wo sonst, wenn nicht auf dem heutigen SZ-Gelände, könnte unser Baudezernent Herr Bosse eine Zufahrt für die einzurichtende Baustelle Ochsenzoller Kreisel hinplanen? Also muss das SZ weichen, Alternativen? Fehlanzeige - was nicht wirklich überrascht. (...) Damit ist der Verwaltung, gerade jetzt, in der Weihnachtszeit, ein wirklich schönes und fürsorgliches Signal an die Jugendlichen in unserer Stadt gelungen, das seines Gleichen sicher lange suchen muss! Die GALiN wünscht: Frohes Fest!
Während KommunalpolitikerInnen und Stadtverwaltung unterm Weihnachtsbaum sitzen und Geschenke auspacken, mobilisiert das Soziale Zentrum angesichts der Bedrohung jetzt für den Widerstand gegen seine Schließung. Bereits am 13. Januar soll ab 14 Uhr im SZ eine längere Vollversammlung stattfinden, in deren Verlauf die neuesten Informationen sowie erste Aktionen diskutiert werden sollen. Eines ist den AktivistInnen und FreundInnen des Zentrums dabei sehr wichtig: Eine allzu seichte Linie, wie anläßlich der rücksichtslosen Schließung des Kulturcafés wird es bei der Auseinandersetzung um das Soziale Zentrum nicht geben. Im Ernstfall droht ein harter Konflikt in der Stadt.

Auch die Hamburger Band "Tod im Strandkorb" ist bereits im Sozialen Zentrum e.V. aufgetreten ...

Veröffentlicht in Alternative Zentren mit den Schlagworten CDU, GALiN, Hans-Joachim Grote, Norderstedt