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Dienstag, 14. April 2009, 2:00 Uhr

Das Faire Frühstück

"Schmeckt besser als Nutella"

Von Lisa Schrade, mit freundlicher Genehmigung übernommen vom Eine Welt für Alle e.V. | Wir treffen uns um acht Uhr morgens vor dem Weltladen. Die Klasse, mit der wir verabredet sind, ist schon da. Kaum ist der Laden aufgeschlossen, wuseln etwa 25 Jugendliche in dem Verkaufsraum herum und gehen auf Entdeckungsreise. Der Lehrer ruft: "Nur gucken, nicht anfassen" Doch da müssen wir Ihn gleich korrigieren. "Ihr dürft gerne alles anfassen und ausprobieren." Ausprobieren bedeutet in diesem Fall, dass es ganz schön laut wird, denn neben der leckeren FairTrade- Schokolade und vielen anderen Nahrungsmitteln, gibt es hier noch einiges anderes zu sehen. Zum Beispiel ein großes Angebot an Rhythmus-Instrumenten, die jetzt begeistert und lautstark bearbeitet werden. Auch die Leder-Portemonnaies, Spielsachen, Kunstgegenstände und der Schmuck werden inspiziert. Nach einem Kennenlernspiel und einer spielerischen Einführung in das Thema Fairer Handel, geht es rüber in unseren Arbeitsraum.

Wo wachsen Mangos?

Wo wachsen Mangos? Schmeckt Kakao pur? Wovon leben Bananenbauern? Und wie viele Reissorten gibt es eigentlich? Solchen und vielen anderen Fragen stellen sich die Schülerinnen und Schüler in Arbeitsgruppen. Eine Gruppe gestaltet ein Plakat, eine andere denkt sich ein Theaterstück aus und probt es, die Anbauländer von den verschiedenen FairTrade-Produkten werden auf einer großen Weltkarte markiert. Und natürlich müssen die Zutaten für das Frühstück ausgesucht werden.
Derweil streift ein "Reporterteam" aus SchülerInnen durch die Räume, schießt Fotos, führt Interviews und dreht kurze Filme. Eine sehr spannende Aufgabe! Allerdings will danach auch noch ein schriftlicher Bericht verfasst werden. Diese Gruppe ist also nur was für sehr Fleißige.

Was ist Fairer Handel?

Unsere Reporterin Laura* steht am Tisch der Kakao-Gruppe und fragt ihre Mitschülerin: "Was ist denn nun Fairer Handel?" Mara* versucht es mit dem Beispiel der Kakao-Bauern: "Normalerweise bekommen die Leute sehr wenig Geld, obwohl sie viel und hart arbeiten. Von dem Lohn können sie kaum leben und die Kinder müssen mithelfen, anstatt zur Schule zu gehen. Der Faire Handel bezahlt den Kakao-Bauern soviel, dass sie besser leben und ihre Kinder in die Schule gehen können. Dadurch wird es hier im Weltladen nur ein kleines bisschen teurer." ? "Aha", antwortet die Reporterin, "und findest du das gut?" Mara* überlegt nicht lange: "Klar!

Endlich Frühstück

Eine Gruppe kocht gerade Tee und Kaffee. Derweil wird schon der Tisch gedeckt. Die eingekauften Lebensmittel werden verteilt, Servietten und Blumen runden das Bild ab. Bevor es mit dem Schlemmen beginnen kann, erzählt jede Gruppe, was sie besorgt hat. Da gibt es jede Menge Reiswaffeln, Marmelade, Orangensaft, Nuss-Nougat-Creme, Tee, getrocknete Früchte und Kaffee. Der war eigentlich für die Lehrerin gedacht, die Schülerinnen und Schüler lassen es sich aber nicht nehmen, das seltsame Erwachsenengetränk auch mal zu probieren. Die Reaktionen schwanken zwischen "Igitt, Igitt" und "Ja, schmeckt interessant ... mit viel Zucker". Am Ende ist der Kaffee leer und die Lehrerin lässt sich wohl oder übel den leckeren Fruchtsaft schmecken.

8.000 Reissorten ? wer hätte das gedacht

Als alle satt sind und so mancher noch genießerisch an seinem Hibiskusblütentee schlürft, werden die Ergebnisse aus den Arbeitsgruppen präsentiert. Während die Reisgruppe das ganze eher wissenschaftlich angeht und über mehr als 8.000 Reissorten und die Gefahren bei der Ernte durch Wasserschlangen erzählt, hat sich die Mango-Gruppe ein Theaterstück ausgedacht und demonstriert auf sehr eindrucksvolle Weise, wie schwer und gefährlich es ist, die Mangos von den 40 Meter hohen Bäumen zu pflücken. Die Kakao-Gruppe hat ein Ass im Ärmel. Die Jugendlichen wissen, wie sie ihre MitschülerInnen für sich einnehmen können und verteilen Schokolade mit unterschiedlich hohem Kakao-Anteil zur Verkostung. Sie erzählen, wie der Kakao aus den Schoten getrocknet, verpackt und verschifft wird, damit er dann in Europa zu Schokolade verarbeitet werden kann.
Die Bananen-Gruppe erklärt, unter welch schlechten Bedingungen Bananen-Bäuerinnen und Bauern in der Regel leben müssen und welche Alternativen der Faire Handel bietet.

Jede Gruppe bekommt kräftigen Applaus! Verdient, finden auch die Lehrer. Das faire Frühstück organisierte der Weltladen Norderstedt im Rahmen eines von BINGO! Die Umweltlotterie geförderten Projektes statt. Kontakt: Anneheide v. Biela, Tel. 0163 2573364, fairfirm@gmail.com.

Hintergrund:
Der Faire Handel zahlt den Bäuerinnen einen Mindestpreis, der stets über dem Weltmarktpreis liegt. Dazu kommen Beratung, auf Wunsch Vorfinanzierung und eine FairTrade- Prämie. Voraussetzungen sind außerdem eine langfristige Handelsbeziehung und der Ausschluss von Zwischenhändlern. Fair gehandelte Produkte sind in Weltläden erhältlich oder im Supermarkt am FairTrade ? Siegel zu erkennen.

Lisa Schrade war bei dem Fairen Frühstück dabei. Sie absolviert derzeit ihr Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) im Bereich der entwicklungspolitischen Bildung und der Öffentlichkeitsarbeit. Ihre Einsatzstelle ist das Nordelbische Missionszentrum www.nmz-mission.de.

Veröffentlicht in Internationalismus mit den Schlagworten Norderstedt, Schule