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Sonntag, 10. Mai 2015, 9:40 Uhr
Beziffert
Per Volksinitiative gegen pädagogische Lehren
Nach wie vor wünschen sich viele Eltern und auch Teile der Politik die Beibehaltung von Ziffernnoten an den Grundschulen. Die von der Landesregierung beschlossene Beschränkung auf ausführliche, schriftliche Bewertungen der Kinder, wird als "reformpädagogisches Experiment" kritisiert, obwohl die Aussagekraft der Texte deutlich höher ist, als die einer Notenskala von 1 bis 6 (Foto: Infoarchiv).
Infoarchiv Norderstedt | Seit Wochen sammeln FDP und CDU im Kreis Segeberg emsig Unterschriften für die Volksinitiative "Pro Noten" und damit die Beibehaltung von "Ziffernnoten" in den 3. und 4. Klassen der schleswig-holsteinischen Grundschulen. Dabei stehen die für Selektion und ungleiche Chancen.
380 in Bad Segeberg gesammelte Unterschriften für die Volksinitiative "Pro Noten" überreichte Axel Bernstein Ende April an Heike Franzen, bildungspolitische Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion (Foto: CDU).
So jedenfalls sehen es zahlreiche Bildungswissenschaftler und Pädagogen, die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), die Landesschülervertretung in Kiel und auch die Landesregierung aus SPD, SSW und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN. "Schulnoten sorgen für eine Art Scheingerechtigkeit", sagt beispielsweise GEW-Landesgeschäftsführer Bernd Schauer, differenzierte Berichte seien vorteilhafter und enthielten mehr Informationen, als eine einfache Notenskala von 1 bis 6.
Doch es gibt starken Gegenwind, vor allem aus den Grundschulen selbst und aus Kreisen der Eltern: 417 Schulen und damit fast 90 Prozent der Einrichtungen, haben sich zu Beginn des laufenden Schuljahres (vorerst) für die Beibehaltung der Ziffernnoten in Klasse drei und vier entschieden, damit eine Option gewählt, die ihnen die Verordnung der Landesregierung ausdrücklich lässt. Zwar wird darin geregelt, dass die schleswig-holsteinischen Grundschulen auch in den letzten beiden Klassenstufen grundsätzlich auf Noten verzichten. Die Schulkonferenzen, bzw. dort die Mehrheit der Lehrkräfte, können das aber außer Kraft setzen - und haben es flächendeckend getan.
Schon Mitte April hatte die CDU binnen zwei Stunden 172 Unterschriften für die Volksinitiative "Pro Noten" gesammelt. Ganz nebenbei wurde dabei auch für die Aufnahme eines Gottesbezuges in die schleswig-holsteinische Landesverfassung geworben, obwohl inzwischen weniger als die Hälfte der Bevölkerung christlichen- oder überhaupt irgendeines Glaubens ist (Foto: CDU).
Doch den Befürwortern von Ziffernnoten reicht das nicht aus: "Damit unsere Kinder kein Spielball reformpädagogischer Experimente und bildungspolitischer Ideologien werden, wollen wir mit dieser Volksinitiative langfristig einen rechtssicheren Raum schaffen", so die InitiatorInnen der FDP - sie wollen die Beibehaltung der Noten erzwingen. Echte Argumente haben sie dabei kaum, stellen vor allem das befürchtete Verschwinden des Leistungsprinzips in den Mittelpunkt ihrer Kritik. Dabei scheint die Abschaffung der Ziffernnoten sogar in dieser Hinsicht die bessere Alternative: So geht Gabriele Asmussen, Leiterin der Schulpraktischen Studien an der Universität Flensburg, davon aus, "dass Kinder leistungsorientierter lernen, wenn sie eine zielgerichtete Rückmeldung bekommen." Eine schlichte Note, so Asmussen gegenüber dem NDR, könne diesen Effekt nicht erreichen. Sie freue sich daher über die notenfreie Grundschule.
Doch die bürgerliche Allianz ficht das nicht an: Alleine im Umfeld der RegioSchau in Bad Segeberg sammelten CDU-Politiker um den Landtagsabgeordneten Axel Bernstein und die Junge Union fast 400 Unterschriften für die Volksinitiative und überreichten sie wenig später ihrer bildungspolitischen Sprecherin im Landtag, Heike Franzen. Dass die Union sich dabei auch der Zustimmung von Landrat Jan Peter Schröder (parteilos) und Bad Segebergs Bürgermeister Dieter Schönfeld (SPD) rühmen kann, überrascht nur auf den ersten Blick: Landesweit zählen Schulen und Politik des Kreises Segeberg zu den vehementesten Gegnern der notenlosen Grundschule. Hier organisieren Union und FDP überdurchschnittlich viele Aktionen, sammeln besonders viele Unterschriften für die Volksinitiative.
Das hat bereits ganz handfeste Folgen: Auch wenn die Initiative der FDP eben nicht Noten statt, sondern zusätzlich zu ausführlichen, schriftlichen Bewertungen fordert, gibt es für viele dritte und vierte Klassen im Kreis jetzt nur noch Noten. Eben wie früher. Ist ja schließlich auch einfacher.