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Freitag, 9. Juni 2006, 2:00 Uhr
Ausnahme? Zustand!
Die "US-Boys" in Norderstedt
Info Archiv Norderstedt | Viele Fußball-Fans hatten sich im Vorfeld gefreut: Das US-Team trainiert in Norderstedt! Und nicht nur das: Im Stadion an der Ochsenzoller Straße kam es gar zum Länderspiel USA vs. Angola. Doch zu früh gefreut: Mit Ausnahme eines einzigen Showtrainings am vergangenen Dienstag treten die Spitzensportler allenfalls als "Phantome" auf: Entweder als Schatten hinter den dunklen Panzerglasscheiben des FIFA-Hyundai-eigentlichSetra-Mobils oder von der Polizei hermetisch abgeriegelt auf dem Trainingsgelände des HSV am "Lindenhof".
Zwischen ihrem Hotel in der Hamburger Innenstadt und dem Trainingsgelände liegen für die Fußballer rund 20 Kilometer. Und genau diese Strecke legt das Team seit vergangenem Freitag nun ein- bis zwei mal täglich in einem Polizei-Konvoi mit rund 100 schwerbewaffneten BeamtInnen zurück. Um den Lindenhof selbst wiederum wacht fast rund um die Uhr eine Einsatzhundertschaft aus Eutin. Viele AnwohnerInnen können den Treck schon Minuten vorher hören: "Bitte betreten Sie nicht mehr die Straße, es folgt ein Konvoi. Bleiben Sie stehen" krakeelt der Einsatzleitwagen per Lautsprecher, dann folgen neben dem Spieler-Bus mal 20, mal 30 Polizeifahrzeuge.
Dass eine Gruppe von US-Spitzensportlern derzeit Schutz benötigt, mag noch einleuchtend sein, dass die Hamburger Polizei jedoch derart auf den Putz haut, mutet schon peinlich an. Einerseits wählt der Konvoi jedes Mal leicht abgewandelte Routen, um nicht berechenbar zu sein, andererseits kündigt er sich jeweils Minuten vorher an, indem - selbstverständlich wichtig - alle Fahrzeuge die Sirenen heulen lassen und kräftig die Hupe betätigen. Einerseits lassen die Sportler verlautbaren, dass sie sich in der Öffentlichkeit "frei" bewegen wollen und tun das auch im Hamburger Nachtleben, andererseits wird ausgerechnet das beschauliche Trainingsgelände Ochsenzoll zum Hochsicherheitstrakt. Wenig überraschend, dass die direkten AnwohnerInnen des Geländes nun wochenlang nicht mehr in der Nähe ihrer Häuser parken dürfen: Mögliche Autobomben sollen verhindert werden. Warum diese Autobomben nicht auch an der Ohechaussee, der Ulzburger Straße oder der Langenhorner Chaussee liegen sollten, wo der Konvoi jeweils mindestens einmal täglich fährt, bleibt ein Rätsel.
So reagierten die AnwohnerInnen dann auch deutlich gereizt, als ihnen nur Tage vor Ankunft der "US-Boys" so ganz am Rande mitgeteilt wurde, dass sie sich ab sofort im Aktionsradius der Hamburger Polizei befinden. Da könne bei einer "Änderung der Gefahrenprognose" auch schon mal die private Grillparty behelligt oder spontan das Grundstück durchsucht werden. Selbst Bürgermeister Hans-Joachim Grote (CDU) schaltete sich schließlich ein und beruhigte die erhitzten Gemüter: Nein, verdächtige Spuren hinter dem Arriba-Bad seien keine Panzerspuren, das wäre dann wohl doch übertrieben. Nicht nur das.
"United we play, united we win": Das US-Team auf dem Weg durch Norderstedt