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Dienstag, 15. Oktober 2013, 9:54 Uhr

9.000 gegen Aushub-Deponie

Planfeststellungsverfahren für Eggers-Projekt in Hummelsbüttler Feldmark

Protest auf dem Hummelsbüttler Müllberg

Protest gegen die neue Mülldeponie © S. Knop

Alexander Fuhse/Infoarchiv | Unmut im Norden Hamburgs: Mehr als 9.000 Unterschriften und Einwendungen hat die Bürgerinitiative "Grüne Zukunft für die Hummelsbüttler Müllberge" am vergangenen Donnerstag in der Hamburger Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt übergeben. Ihr Protest richtet sich gegen die geplante Einrichtung einer weiteren Deponie am Rande des Landschaftsschutzgebietes Hummelsbüttler Feldmark.

Übergabe der 9.000 Unterschriften

Übergabe der Unterschriften an den Pressesprecher der Behörde für Stadtentwicklung und Verkehr, Volker Dumann © dmhuebsch

Dort will die Eggers-Gruppe künftig leicht kontaminierten Erdaushub lagern und innerhalb von 11 Jahren auf bis zu 40 Meter über Bodenniveau auftürmen. Weil die Frist für Einwendungen am 10. Oktober ausgelaufen ist, befürchtet die Bürgerinitiative nun, dass das Planfeststellungsverfahren im Eiltempo durchgeführt wird. Mit der Fällung einer Reihe alter Bäume auf dem zukünftigen Deponiegelände könnten schnell vollendete Tatsachen geschaffen werden.

Anlass für die Skepsis gegenüber der zuständigen Behörde und dem zukünftigem Deponiebetreiber ist unter anderem ein bereits vorliegender „Antrag auf Baufeldfreimachung“, bei dem es konkret um eine Eichenreihe parallel zur Glashütter Landstraße neben der Schmidt´schen Koppel geht. Die alten Bäume stehen zwar mitten auf dem zukünftigen Deponiegelände, unterliegen aber der Hamburger Baumschutzverordnung und müssten vor einer ausnahmsweisen Fällung als schadhaft begutachtet werden. Nach Angaben der Initiative wurden diverse Eichen von der Behörde als „deutlich“ oder „stark geschädigt“ begutachtet, was ein von der Bürgerinitiative bestellter Baumsachverständiger nach eigener Inaugenscheinnahme als fachlich völlig unzutreffend bezeichnet. Im Gegenteil befänden sich die meisten Bäume in einem ihrem Alter entsprechend vitalen Zustand.

Fakten zur geplanten Deponie:

  • Betreiber: Fa Eggers aus Tangstedt, ca. 350 Beschäftigte
  • Flächeneigentümerin: Stadt Hamburg
  • Pächterin seit 2012: Fa. Eggers
  • Beantragtes Füllvolumen: 300.000 Kubikmeter
  • Deponieinhalt: belasteter Bodenaushub und Bauschutt, Deponieklasse 1
  • Betriebsdauer: 11 Jahre
  • Bestückung: ca. 40 LKW-Lieferungen täglich an 180 Tagen im Jahr
  • Planungsstand: Planfeststellungsverfahren seit dem 01.08.2013

Auch wenn Schadstoffauswaschungen aus der geplanten Deponie (Deponieklasse 1: belasteter Bodenaushub und Bauschutt) ins Grundwasser durch den Einbau mineralischer Sperr- und Entwässerungsschichten verhindert werden sollen, hat die Initiative grundsätzliche Bedenken. Die beantragte Aufsattelung mit dem Gewicht von 300 000 Kubikmetern kontaminierten Bodens und Mineralgemischs wird zum Teil auf einem bestehenden Deponiekörper hergestellt, welcher in den 1960er und -70er Jahren - zum Teil illegal - mit Hausmüll, Sperrmüll und Sondermüll verfüllt wurde. Die damals unkontrolliert eingebrachten Stoffe stehen im Verdacht, den Trinkwasserskandal von 1986 verursacht zu haben, bei dem die Trinkwasserbrunnen vieler Feldmarkbewohner kontaminiert wurden. Die Stadt Norderstedt sieht in einer Stellungnahme zu den aktuellen Deponieplänen nur deshalb keine Gefährdung ihrer Einwohner, da sich „die Grundwasserfließrichtung in der Gemarkung von Norderstedt weg bewegt“.

Letztendlich stellt sich die Frage, warum die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) bei einem Entsorgungsvorhaben dieser Größenordnung nicht ein Standortsuchverfahren zur Auslotung geeigneter Standorte außerhalb der Siedlungs-, Wasser- und Landschaftsschutzgebiete einleitet. Nach dem bisherigen Verfahren konkurrieren die wirtschaftlichen Interessen eines privaten Deponiebetreibers mit den Bedarfen der Bevölkerung in Langenhorn, Hummelsbüttel und Poppenbüttel nach Naherholung. Dass die strittige Deponiefläche 2008 aus dem Status des Landschaftsschutzgebietes genommen wurde, ist unter dem Aspekt der Vernetzung von Natur-, Landschaftsschutz- und Naherholungsflächen nicht nachvollziehbar. Auch die Sorgen der umliegenden Anwohner um eine Beeinträchtigung ihres Wohnumfeldes sind verständlich. Sicher werden viele Nutzer und Nachbarn der Hummelsbüttler Feldmark die Auseinandersetzungen um den Deponie-Bau aufmerksam weiterverfolgen.

Tipp: Die Bürgerinitiative hat eine sehr detaillierte Materialsammlung zum Thema auf der Internetseite https://muellberge-hummelsbuettel.de zusammengetragen. Der Artikel ist in anderer Form zuerst in der Langenhorner Stadtteilzeitung "De Börner", Ausgabe Oktober 2013, erschienen.

2 Kommentare zu diesem Artikel

15.10.2013, 12:18 Uhr entdinglichungHistorisches

der damalige SPD-Senat hatte um 1985 schon einmal - soweit ich mich richtig erinnere gegen ein ausdrueckliches Votum der beiden Bezirksversammlungen (Wandsbek und Nord) und der Ortsausschuesse und gegen Proteste auch der eigenen Basis - versucht, das Feld zwischen Jersbeker Weg, Glashuetter Landstrasse, Wildes Moor und Landesgrenze als Deponie zu nutzen, im Gespraech war u.a. den Sondermuell, welcher damals bisher nach Schoeneberg (DDR) gebracht wurde (welcher unter der Staatsgrenze hindurch auch das Luebecker Grundwasser verseuchte) dort zu lagern, nachdem die SPD 1986 ihre absolute Mehrheit verlor wurde das Projekt auf Halde gelegt, gab damals eine BI namens "Interessengemeinschaft Heidberg" welche gegen das Projekt aktiv war und sich auch gegen Kooptionsversuche durch CDU-Roeder (MdHB und Anwalt einiger AnwohnerInnen) und reaktionaeren Kleingartenquerulanten erfolgreich zur Wehr setzte ... war fuer mich ansonsten der Beginn wirklicher politischer Aktivitaet, habe damals unter MitschuelerInnen Unterschriften gegen die Deponie gesammelt

15.10.2013, 12:06 Uhr Gert LeiteritzHummelsbütteller Müllberge

Auch in Norderstedt regt sich Widerstand: In der "Anhörung der Trager öffentlicher Belange" im städtischen Ausschuss für Stadtentwicklung und Verkehr wurden durch die CDU-Vertreter starke Bedenken angemeldet, diese wurden der Stellungnahme an Hamburg beigefügt.

Gert Leiteritz