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Mittwoch, 22. April 2015, 18:29 Uhr

Neue Straßennamen in Langenhorn?

Infoarchiv Norderstedt | Der Regionalausschuss Langenhorn-Fuhlsbüttel-Alsterdorf-Groß Borstel hat ein Verfahren zur Umbenennung zweier nach Nazis benannter Straßen eröffnet. Den Stein ins Rollen gebracht hatte Grünen-Politiker Michael Werner-Boelz.

Profilbild von Georg Ernst Konjetzny

Georg Ernst Konjetzny (Foto aus "100 Jahre Vereinigung Nordwestdeutscher Chirurgen", Hamburg 2009).

Seit mehr als einem Jahr wird über eine Umbenennung der Max-Nonne-Straße und der Konjetznystraße debattiert - jetzt ist klar, in welchem Verfahren über neue Straßennamen entschieden wird. Michael Werner-Boelz, Vorsitzender der Grünen-Fraktion und Initiator der Umbenennung: "Alle Fraktionen im Regionalausschuss haben sich darauf verständigt, dass zunächst eine öffentliche Sondersitzung des Ausschusses Gelegenheit geben soll, sich über die Hintergründe der geplanten Umbenennung zu informieren." Dabei sollen Experten die Rollen von Max Nonne und Georg Ernst Konjetzny in der NS-Zeit beleuchten. Außerdem werden alle bislang eingegangenen Vorschläge für die neuen Straßennamen vorgestellt und diskutiert.

Bereits beschlossen wurde indes, dass die Straßen möglichst nach Personen, vorrangig nach Frauen und im besten Fall nach solchen Menschen benannt werden sollen, die entweder eine antifaschistische Grundhaltung auszeichnete oder ihr Einsatz für die Menschenwürde. Auch ein regionaler Bezug der Namensträger ist erwünscht. Werner-Boelz: "Uns ist wichtig, dass wir die Umbenennung in möglichst großem Einvernehmen mit allen betroffenen Bürgerinnen und Bürgern vornehmen." Der Grünen-Politiker stellt dabei erfreut fest, dass bislang noch keine kritischen Stellungnahmen zur Umbenennung bekannt geworden sind, dafür aber viele Vorschläge für Alternativnamen.

Nach Konjetzny ist eine ruhige Seitenstraße benannt, die parallel zum Neubergerweg verläuft. Bereits 1933 war der ehemalige Direktor der Chirurgie im UKE Mitglied der SA und förderndes Mitglied der SS geworden, 1937 trat er auch der NSDAP bei. Die Max-Nonne-Straße liegt im Gewerbegebiet Oehleckerring und ist nach dem Neurologen Max Nonne benannt. Der hatte mit seinem entlastenden Gutachten dafür gesorgt, dass der erste Kindereuthanasieprozess in Hamburg 1949 mit der Nicht-Eröffnung der Hauptverhandlung endete. Die auf Nonnes Gutachten gestützte Begründung: Die Vernichtung "geistig völlig Toter" sei nicht unmoralisch und damit kein Verbrechen gegen die Menschlichkeit.