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Samstag, 31. Dezember 2011, 13:33 Uhr

Sachentscheidung oder "roter Filz"?

Koppitzsch for president

Infoarchiv Norderstedt | Kaum hat Wolfgang Kopitzsch (SPD) im Hamburger Abendblatt seine Zukunftsvisionen als Bezirksamtsleiter in Hamburg-Nord ausgebreitet, ist er auch schon kein Bezirksamtsleiter mehr ... sondern Polizeipräsident und Nachfolger von Werner Jantosch (parteilos). Während die Union nun "die Rückkehr des roten Filz" fürchtet, begründet Innensenator Michael Neumann (SPD) den Personalwechsel mit anstehenden Strukturreformen bei der Polizei.

Wolfgang Kopitzsch

Wolfgang Kopitzsch

Dabei ist unter anderem geplant, flache Hierarchien und größere Bürgernähe zu installieren - beides Themen, die im von dem seit 2004 amtierenden Präsidenten wesentlich geprägten Polizeiapparat bislang nicht unbedingt Schwerpunkte waren. Jantosch sei es daher nicht zuzumuten, die von ihm selbst aufgebauten Strukturen nach den neuen Prämissen zu korrigieren. Dagegen scheint Koppitzsch für den Posten bestens geeignet: Er gilt als Vertrauert Neumanns, arbeitete von 1997 bis 2007 gut zehn Jahre an der Landespolizeischule und leitete diese zuletzt sogar.

Für die CDU sind das nur vorgeschobene Gründe, nach Ablösung der ChristdemokratInnen Thomas Bösenberg (Ex-Geschäftsführer team.arbeit.hamburg), Cornelia Schroeder-Piller (Ex-Bezirksamtsleiterin Wandsbek) und Torsten Meinberg (Ex-Bezirksamtsleiter Harburg) geht Innenexperte Kai Voet van Vormizeele von einer "rücksichtslosen Ablösung" all jener aus, "die nicht das sozialdemokratische Parteibuch haben". Ein interessanter Vorwurf, betrachtet man die Personalpolitik der CDU insbesondere während der Schill-Ära, als selbst die skurrilsten Figuren in Hamburg hohe Posten und Ämter bekamen, solange sie nur eng mit Ronald Schill oder Ole von Beust verbunden waren. Davon abgesehen beließ Bürgermeister Olaf Scholz bewusst auch mehrere CDU- und GAL-Politiker an wichtigen Schaltstellen.

Unmittelbar vor Bekanntwerden seines Wechsels zur Polizei hatte Wolfgang Kopitzsch dem Hamburger Abendblatt noch seine Visionen für die Hansestadt im Jahr 2030 vorgestellt und dabei vor allem auf das Thema Bildung gesetzt: "Kein Talent darf uns verloren gehen", so Kopitzsch, "Hamburg (...) ist im Jahr 2030 einer der führenden Hochschulstandorte Deutschlands, die Geisteswissenschaften wurden gestärkt und nicht weiter abgebaut." Außerdem fährt in 19 Jahren - zumindest in seinem Hamburg-Nord - wieder eine Stadtbahn, idealerweise auf der alten "Straßenbahnlinie 2" vom Hauptbahnhof über Rathaus, Dammtor, Universität, Eimsbüttel, Lokstedt, Stellingen, Niendorf und Schnelsen - unter anderem mit Abzweig zur Uni-Klinik Eppendorf. Der Flughafen Fuhlsbüttel würde 2030 mit 30 Millionen Fluggästen zwar einen neuen Rekord aufstellen, wegen größerer und leiserer Maschinen aber dennoch weniger Flugbewegungen produzieren. Der soziale Zusammenhalt wäre in 19 Jahren ausgeprägter, als heute und die teils egoistische Lebensweise unserer Tage ist laut Koppitzsch 2030 dem "Verständnis eines umfassenden gesellschaftlichen Miteinanders" gewichen. Ein "soziales Jahr" ist dann über die gesamte Schulzeit verteilt und "integraler Bestandteil der allgemeinbildenden Schulen".