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Samstag, 10. Dezember 2011, 5:27 Uhr

Mieter erheben Vorwürfe gegen Fahle-Olszowka

"Entmietung" in Langenhorn?

Olaf Harning | Bereits seit Monaten macht die Geschäftszeile zwischen dem abgebrannten Quelle-Shop in der Langenhorner Chaussee 678 und dem Stockflethweg am Ochsenzoll den Eindruck, sie stünde unmittelbar vor dem Abriss. Doch oberhalb der Läden wohnt Familie Duran und in zwei Geschäften ist noch "Betrieb". Eigentümerin Stephanie Fahle-Olszowka will das ändern - offenbar mit ruppigen Methoden.

Bereits seit über zwei Monaten müssen Sinan und Nahide Duran mit ihren zwei Kindern in der Wohnung über den abbruchreifen Geschäften ohne Heizung und Warmwasser auskommen. Weil gegen den Betrieb der Gasleitungen nach der begonnenen Entkernung der Ladenräume Sicherheitsbedenken laut geworden waren, wurde die Gaszufuhr vom Versorger abgestellt, ohne dass sich Eigentümerin Fahle-Olszowka bislang um eine Alternative bemüht hätte. Und das hat offenbar einen Grund: Laut Hamburger Abendblatt will die Frau des Hamburger Architekten Roman Olszowka auf dem Gelände einen dreistöckigen Neubau mit 24 altersgerechten Wohnungen, einer Tiefgarage und Ladengeschäften errichten lassen - eben sobald die letzten Mieter verschwunden sind. Genau die aber sind sämtlich mit unbefristeten Mietverträgen ausgestattet und zumindest Familie Duran und Kioskbetreiber Zelko Blagojevic denken nicht daran, bald auszuziehen. Nach der Aufgabe von Dat Backhus ist neben dem Kiosk inzwischen nur noch die wegen ihrer Lohnpolitik umstrittene Friseurkette C&M in der Zeile aktiv.

Bereits Ende September hat das Bezirksamt Nord nun die Baugenehmigung für die Pläne Fahle-Olszowkas erteilt, vor allem deshalb scheint die Sozialpädagogin und ausgebildete "Managementtrainerin" mittlerweile zu etwas ruppigeren Methoden zu greifen, um das Gebäude zu entmieten. So bleiben Anschreiben und Fristsetzungen der Anwältin von Familie Duran unbeantwortet, auf Anfrage des Abendblattes berichtete Fahle-Olszowka von einer Reihe Sachbeschädigungen und "unregelmäßigen Mietzahlungen" durch die Durans, ohne dafür Belege zu liefern. Laut Anwältin Anke Niehaus befindet sich die Wohnung in einem "ganz normalen Zustand". Sie vermutet, "dass der Vermieter Druck ausübt, damit das Mietverhältnis beendet wird". Am Ende scheint es dabei nur noch um den Preis zu gehen: Laut Abendblatt fordert die Familie 50.000 Euro, die Eigentümerin will nicht mehr als 40.000 Euro zahlen. Für eine Kommunikationstrainerin alles in allem ein ziemliches Desaster, obwohl ihr von Roman Polanski entliehener Leitspruch durchaus zum Vorgehen passt: "Wer eine Schlacht gewinnen will, muß denken, daß er der Sieger ist".

Den Anstoß für die Neubaupläne gab offenbar der Brand, der im November 2009 den ehemaligen Quelle-Shop und eine Wohnung in der Langenhorner Chaussee 678 vernichtete. Der Mieter des daneben liegenden Sonnenstudios hatte das Gebäude wegen finanzieller Probleme angezündet. Durch das Feuer wurde auch ein Stück "Ochsenzoll-Geschichte" ausgelöscht: In dem niedergebrannten Haus waren seit den 20er Jahren mehrere bekannte Ausflugslokale untergebracht, in den 30er Jahren hatte die damalige Besitzerin die Räume im Erdgeschoss an das Norderstedter Bauunternehmen Plambeck vermietet - zur Unterbringung von Zwangsarbeitern.