Montag, 5. Mai 2014, 14:33 Uhr

Lebensplanung bizarr

Plakat des Musischen Jugendkreises, Kita-Kind mit Gedanken über Studium u.ä.

Infoarchiv Norderstedt | Es fällt nicht zum ersten Mal auf, dass manche Eltern bei der Planung der Kinderbetreuung die Interessen der Kinder selbst nur am Rande berücksichtigen. So deutlich, wie auf einem Werbe-Plakat des von Eltern betriebenen Musischen Jugendkreises aber tritt dieses Missverhältnis nur selten zutage: Da wird ein vielleicht vierjähriges Kind abgebildet, um dessen Kopf ein großes Fragezeichen und die Begriffe "Ausbildung", "Studium", "Gymnasium", "Nachhilfe" oder auch ein Euro-Zeichen schweben - dazu der Satz: "Ich habe einen Vorschulplatz". Keines dieser Worte und Symbole hat auch nur irgendetwas mit der Gedankenwelt eines Vierjährigen zu tun. Vieles davon aber mit den "Planungen" der dafür verantwortlichen Eltern.

Schon länger gibt es das Problem, dass ein Teil dieser Eltern die Zukunft ihrer Kinder bereits im frühesten Alter festlegt. Was dem Kind gefällt, was das Kind braucht, muss dabei nicht selten hinter dem zurückstehen, was sich die Erwachsenen für ihr Kind vorstellen. Ein Ausdruck davon: Der verbreitete Wunsch, die Betreuung der Jüngsten noch weit dem sechsten Lebensjahr zu "verschulen", das Kind am besten auch schon vor der Zeit auf die Grundschule zu schicken, Tenor: "Mein Kind ist im Kindergarten unterfordert". Dass das nur in den wenigsten Fällen zutrifft, ist die eine Wahrheit - die andere, dass sich die Vorschulangebote des Musischen Jugendkreises vor Nachfrage kaum retten können. Und das, obwohl die Kitas der Stadt eine überdurchschnittlich hohe Qualität bieten.

Derjenige, der letztlich hinter dem abgebildeten Plakat steht, fällt übrigens nicht zum ersten Mal mit fragwürdiger Werbung auf: Im Rahmen einer heftigen Auseinandersetzung über die künftige Norderstedter Schullandschaft präsentierte eine Elterninitiative im Frühjahr 2009 ein Plakat, das einen Obdachlosen vor der Parole zeigte: "Ich bin ein Opfer der Norderstedter Schulpolitik". Die damals von der Elterngruppe geforderten drei Regionalschulen setzten sich zwar zunächst durch, Bestand hatte die Entscheidung aber nicht: Die eigenständige Regionalschule Falkenberg havarierte bereits vor ihrer Eröffnung, die Regionalschule Garstedt (heute Horst-Embacher-Schule) kämpft seitdem um ihre Existenz. Einer der Sprecher der damaligen Elterninitiative war Ulrich Eidecker. Er ist heute Vorsitzender des Musischen Jugendkreises.