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Freitag, 15. Juni 2007, 2:00 Uhr

Zweiklassenmedizin in Henstedt-Ulzburg?

Paracelsus-Klinik in der Kritik

Info Archiv Norderstedt | Die Götzbergerin Karin Stöver leidet an einer Thrombozyten-Armut, die unter anderem zu schlecht kontrollierbaren Blutungen führt. Aufgrund einer akut aufgetretenen Blutung wollte ihr Henstedter Hausarzt sie am Montag zur sofortigen Untersuchung in die örtliche Paracelsus-Klinik schicken, weil er die Gefahr von Hirnblutungen sah. Doch es gab Probleme.
Einem ausführlichen Bericht der Norderstedter Zeitung (NZ) nach, hat ein Arzt der Paracelsus-Klinik zunächst entgegnet, es sei sehr voll auf der Abteilung für Inneres. Doch dann die eigentlich interessante Nachfrage: Ob Stöver Privatpatientin sei, wollte der junge Arzt wissen. Nachdem klar war, dass sie "lediglich" Kassenpatientin ist, die schockierende Antwort: Nein, Platz gebe es nur noch für Privatpatienten, Stöver müsse man daher ablehnen. Die Götzbergerin ließ sich darauf hin in der Paracelsus-Klinik Kaltenkirchen untersuchen, sie ist wohlauf. Nun ist einerseits zu bemerken, dass der Henstedter Hausarzt eigentlich nur eine sofortige Untersuchung - und keine Einweisung - absprechen wollte, andererseits hat die Klinik selbst die Vorwürfe mittlerweile zurückgewiesen: So äußerte auf mehrfache Rückfrage der NZ die für "Qualitätsmanagement" zuständige Gynäkologin Irmgard Schulz-Wheater, dass es keinerlei Anweisungen oder Interressen gäbe, Kassenpatienten schlechter zu behandelt. Auch Dr. Hermann Dossmann, Oberarzt der Inneren Abteilung, sieht eher ein "sprachliches Missverständnis in der Angelegenheit.
Tatsächlich arbeiten zur Zeit fast alle Kliniken an Einsparmaßnahmen und betriebswirtschaftlichen Änderungen. Hintergrund dafür ist vor allem die aktuelle Gesundheitsreform, die die Situation der Krankenhäuser weiter schwächt. So werden mittlerweile fast alle Leistungen budgetiert abgerechnet, viele Kliniken sind unterfinanziert. Die Folgen: Nach erfolgter Behandlung werden PatientInnen schnellstmöglich wieder entlassen, wenig lukrative Behandlungen nach Möglichkeit ganz vermieden, teilweise Behandlungsmöglichkeiten verschwiegen. So taucht etwa die Möglichkeit ambulanter Geburten in den Informationsveranstaltungen der Paracelsus-Klinik nicht mehr auf, vor Jahren noch undenkbar. Auch gegen andere Krankenhäusern wurden bereits Vorwürfe laut, so soll sich u.a. das Klinikum Nord Heidberg vereinzelt geweigert haben, wenig lukrative Kranke aufzunehmen Das Info Archiv hat zur Gesundheitsreform im September vergangenen Jahres die Gesundheitsexperten Matthias Maurer (HZK - "Die Gesundheitskasse) und Udo E. Müller (DAK Norderstedt) befragt. Beide warnten damals vor einer Zweiklassenmedizin. Sie konnten nicht wissen, wie schnell sich ihre Befürchtung bewahrheitet.

Veröffentlicht in Soziales mit den Schlagworten Infoarchiv, Norderstedt