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Dienstag, 5. November 2013, 12:27 Uhr

Paracelsus Klinik: Kampf um Standorte und Arbeitsplätze

Aktionstag in Henstedt-Ulzburg

Aktion vor der Paracelsus Klinik, Foto: Infoarchiv

Trotz schlechten Wetters: entschlossen und gut gelaunt!

Infoarchiv Norderstedt | Viele Beschäftigte der Paracelsus Klink Henstedt-Ulzburg machten gestern eine „aktive Mittagspause“. Sie beteiligten sich damit an bundesweiten Aktionen und Demonstrationen an Standorten des Paracelsus Konzerns.

Der ver.di-Bezirk Südholstein hatte die Beschäftigten zu der Aktion vor der Henstedt-Ulzburger Klinik aufgerufen. Damit soll der Druck auf die Arbeitgeber in den laufenden Verhandlungen über einen Zukunftssicherungs-Tarifvertrag erhöht werden, die Grundbedingungen von ver.di zu erfüllen und eine Einigung mit ver.di über die Sicherung der Arbeitsplätze und Standorte zu erzielen.

Das Gefährdungspotential der Standorte ist sehr unterschiedlich. Besteht an einigen Standorten nach Gewerkschaftsangaben z.B. ein erheblicher Modernisierungsbedarf, so ist das in Henstedt-Ulzburg nicht der Fall. Am hiesigen Standort war die Klinik vor nicht allzu langer Zeit für fast 30 Millionen Euro modernisiert worden. Imke Wriedt, ver.di-Fachbereichssekretärin Gesundheit, machte den TeilnehmerInnen an der „aktiven Mittagspause“ dennoch klar, dass man sich auch hier in Henstedt-Ulzburg nicht darauf verlassen könne, dass „es, wie in den vergangenen Jahren, schon irgendwie gut gehen wird.“ Zwar sei der Organisationsgrad der etwas über 400 Beschäftigten mit an die 50 Prozent relativ hoch, doch können es nicht schaden, die Anzahl der organisierten Beschäftigten weiter zu erhöhen.

Die Arbeitnehmerseite hat bei der heute stattfindenden dritten Verhandlungsrunde einiges in die Waagschale zu werfen. So hatten die Beschäftigten bereits im letzen Jahr ihrem Arbeitgeber die Zahlung des Weihnachtsgeldes gestundet. Dieses Angebot gilt auch für dieses Jahr. Außerdem wäre die ver.di-Tarifkommission bereit, auf eine Vergütungssteigerung sowie auf eine Erfolgsbeteiligung (die bei auszuschüttenden Gewinnen zu zahlen wäre) zu verzichten. Dieses weitreichende Entgegenkommen kann natürlich nur gerechtfertigt sein, wenn der Arbeitgeber seinerseits auf Forderungen der Gewerkschaft eingeht.

Die ver.di-Tarifkommission will mit dem Zukunftssicherungsvertrag u.a. erreichen:

  • Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen
  • Sicherung aller Standorte im Paracelsus Konzern
  • Ausschluss von Outsourcing mit dem Ziel der Lohnsenkung für die betroffenen Beschäftigten
  • Einrichtung eines „Sanierungsbeirates“ der ArbeitnehmerInnen
Imke Wriedt, ver.di Fachbereichssekretärin Gesundheit, Foto: Infoarchiv

Imke Wriedt, ver.di Fachbereichssekretärin Gesundheit, Foto: Infoarchiv

Imke Wriedt stellt klar: „Bei Vergütungen, die durchschnittlich 10 Prozent unter dem Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes (TVöD) für die Krankenhäuser liegen, sind die Beschäftigten finanziell auch gar nicht in der Lage, nachhaltig durch Verzicht auf Einkommensbestandteile die wirtschaftliche Gesundung des Konzerns alleine zu stemmen,“ In einer Pressemitteilung weist ver.di darauf hin, dass die Beschäftigten bei Paracelsus nicht bereit seien, „für das Missmanagement und die Gier des Gesellschafters in den vergangenen Jahren alleine die Zeche zu zahlen. Dieses Missmanagement, massive Fehlentscheidungen bei Investitionen und die Ausschüttungen an den Gesellschafter haben den Paracelsus Konzern erst wirtschaftlich in die Situation gebracht, in der er heute ist.“

Und so lautet eine weitere Forderung der Arbeitnehmervertretung, dass über eine verbindliche Erklärung des Gesellschafters auf jegliche Gewinnausschüttung an den Gesellschafter während der Laufzeit des Tarifvertrages verzichtete wird. Ebenso sollte es zu einem Gehaltsverzicht der Geschäftsführer, der leitenden Ärzte, der leitenden Angestellten, der Verwaltungsdirektoren und aller außertariflich Beschäftigten kommen.

Die Arbeitgeberseite scheint auf den ersten Blick „Kreide gefressen“ zu haben. In einer Stellungnahme wird von „konstruktiven Gesprächen“ mit der Tarifkommission geredet. In vielen Punkten sei man sich mit den Arbeitnehmervertretungen einig, und man würde verstehen, „dass ver.di um jedes Zugeständnis hart ringen muss.“ Aber dann kommt Frank Thörner, Geschäftsführer Personal und Recht, auf den Punkt: „Wenn wir nicht über finanzielle Beiträge reden, reden wir über Personalabbau und damit Arbeitsverdichtung.“ Soll heißen: Wenn die Beschäftigten nicht auf Gehalt verzichten – also ein Angriff auf die Grundvergütungen – wird entlassen und die ohnehin schon zu hohe Arbeitsbelastung weiter erhöht. Die Beschäftigen haben also guten Grund mit viel Engagement und Entschlossenheit für ihre Rechte zu kämpfen.