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Samstag, 3. Oktober 2009, 2:00 Uhr

Kurznachrichten im September II

Meldungen vom 16. bis zum 30. September 2009

Info Archiv Norderstedt | Donnerstag, 01. Oktober, 19 Uhr

Quickborn: So geht das nicht!

Quickborn hatte sich vor dem Hintergrund leerer Gemeindekassen etwas ausgedacht, was bundesweit für Schlagzeilen sorgte. Anstatt sich das Geld für relativ hohe Zinsen bei den Banken zu leihen, tat die Verwaltung das bei den BürgerInnen (wir berichteten). Dabei wurden alle Erwartungen übertroffen: innerhalb von drei Tagen waren so vier Millionen Euro zusammengekommen. Bei einer Laufzeit von einem Jahr bekommen die BürgerInnen drei Prozent Zinsen. Die Sache ging so schnell über die Bühne, dass das Kieler Innenministerium gar nicht reagieren konnte. Die Quickborner Verwaltung machte vorsichtshalber schon bei der Summe von vier Millionen Euro Schluss: "Alles weitere bewegt sich nicht mehr im Rahmen der Kassenkredite," so Stadtkämmerin Meike Wölfel bereits im August 2009 gegenüber dem Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlag (shz)."Unseren weiteren Kreditbedarf im Zuge der Schulneubauten und ?sanierungen müssen wir über Investitonsdarlehen aufnehmen." Nun haben das Kieler Innenministerium und die Bankenaufsicht entschieden, dass die Idee der Quickborner Verwaltung gegen das Kreditwesengesetz verstößt. Die Bürgerdarlehen seien ein Bankgeschäft und damit für Kommunen verboten, zitiert er ndr einen Bericht des Hamburger Abendblattes. Allerdings ändert sich für die bereits abgeschlossenen Verträge nichts, nur neue Kreditvertäge darf Quickborn nicht abschließen.

Mittwoch, 29. September, 17 Uhr

Es gibt ein Leben nach der Wahl

Mit einem Antrag, von der Landesregierung zu fordern, Kinderrechte in die Landesverfassung von Schleswig-Holstein aufzunehmen, wird die Fraktion DIE LINKE bei der nächsten Sitzung des Segeberger Kreistages zur politischen Tagesordnung zurück kommen. Eine präzise Staatszielbestimmung in der Verfassung ist nach Auffassung der LINKEN erforderlich, um "der steigenden Zahl der Kinder, die in unserer Gesellschaft in Armut aufwachsen müssen, und angesichts der vielfältigen Benachteiligungen, die sich daraus für diese Kinder und Jugendlichen hinsichtlich ihrer Lebens-, Bildungs- und Entwicklungschancen ergeben? entgegen zu wirken." Die notwendigen Maßnahmen würden die finanziellen Mittel der Kommunen übersteigen, daher sei hier das Land in die Pflicht zu nehmen. Heinz-Michael Kittler, Fraktionsvorsitzender der Linken: "Kinderarmut kommt von Elternarmut. Wir haben all die schönen Wahlkampfversprechungen der Kinderarmut-und Dumpinglohnparteien gesammelt und sind gespannt, wie sich unsere politischen Gegner bei der Kreistagssitzung am 8. Oktober in der Debatte verhalten werden. Keiner sollte sich hier mit der faulen Ausrede zieren, Papier sei geduldig und ein neuer Artikel in der Landesverfassung sei wirkungslos. Im Gegenteil: Diese Verfassungsergänzung würde allen, die sich um Kinderrechte engagieren ? sowohl hauptamtlich wie ehrenamtlich - ganz erheblich den Rücken stärken."

Mittwoch, 30. September, 11 Uhr

Steuererhöhungen: Macht Wahlstedt nur den Anfang?

Wahlstedt hat Finanzprobleme. Das ist nicht neu. Aber die Probleme werden größer. Der gegenwärtige Schuldenstand liegt bei 5,7 Millionen Euro und wird wahrscheinlich im Jahre 2010 auf acht Millionen anwachsen. Und das bei einem Gesamt-Haushaltsvolumen von ca. 15 Millionen Euro (2009). Weil, wie in vielen anderen Kommunen auch, die Instandhaltung und Weiterentwicklung der Schulbauten verschlampt wurde, kommen alleine in diesem Bereich Millionenausgaben auf Wahlstedt zu. Finanziert werden kann dies nur über Kredite. Und über höhere Steuereinnahmen. Die erste Steuererhöhung trifft die Hundehalter. Ab Januar 2010 wird der Steuersatz um über 75 Prozent angehoben. Vor dem Hintergrund, dass Wahlstedt bei der miesen Finanzlage eventuell auf Zuschüsse des Landes zurückgreifen muss wird das aber nicht reichen. Dazu müsste die Stadt alle Einnahmemöglichkeiten ausschöpfen, die ihr zur Verfügung stehen. Und da gibt es ja nicht so viele. Also weist Bürgermister Sven Diedrichsen schon mal darauf hin, dass ab dem nächsten Jahr auch die Grund- und Gewerbesteuer angehoben werden müssen. In diesem Jahr sind die Gewerbesteuereinnahmen bereits um zwei Millionen Euro niedriger ausgefallen als geplant. Mit einem derzeitigen Gewerbesteuer-Hebesatz von 320 liegt Wahlstedt im Kreis Segeberg im unteren Drittel, bei einer Spannbreite von 310 in Kaltenkirchen und Henstedt-Ulzburg bis 390 in Norderstedt. Landesweit liegen die Hebesätze zwischen 275 in Oststeinbek und 430 in Lübeck.

Dienstag, 29. September, 17 Uhr

10 Jahre Trägerverein KZ-Gedenkstätte Kaltenkirchen

Im Sommer 1999 wurde der gemeinnützige "Trägerverein KZ-Gedenkstätte Kaltenkirchen in Springhirsch e.V." gegründet. Erforderlich wurde die Gründung, weil die Gemeinde Nützen, das Amt Kaltenkirchen-Land und die Stadt Kaltenkirchen nicht bereit waren, die Trägerschaft und die Verantwortung für die Gedenkstätte zu übernehmen. Das KZ-Außenkommando Kaltenkirchen entstand im Spätsommer 1944. Über 500 KZ-Häftlinge aus Neuengamme wurden zu Arbeiten zur Verlängerung der Start- und Landebahn des bereits seit 1938 existierenden Militärflughafens nach Kaltenkirchen überstellt. In den 1990er Jahren, die Stätte war zu einem "Wald des Vergessens" geworden, fanden immer wieder Spurensuchen statt und eine 1994 entdeckte Betonplatte setze eine systematische Suche in Gang und die Idee einer Gedenkstätte war geboren. So konnte die Eröffnung der Gedenkstätte im April 2000 sattfinden. Ganz eng verbunden mit der Gedenkstätte ist das Lebenswerk von Gerhard Hoch, der durch unermüdliche Nachforschungen und daraus resultierende Publikationen ein Vergessen unmöglich machte. Den aktuellen Newsletter der Kz-Gedenkstätte finden sie hier. Die Außenanlage ist jederzeit öffentlich zugänglich , das Dokumentenhaus montags bis freitags von 10 bis 16 Uhr, samstags von 13 bis 17 Uhr und sonn- und feiertags von 11 bis 17 Uhr geöffnet.

Dienstag, 29. September, 12 Uhr

Atomlobbyist referiert über Reaktorsicherheit

Mit einem Vortrag unter dem Titel Kernenergie - Auslaufmodell oder Zukunftsaufgabe? wird heute der Geesthachter Atomlobbyist und Physik-Professor Hans-Georg Priesmeyer in Norderstedt vorstellig. Priesmeyer, der auch stellvertretender Vorsitzender der FDP im Kreis Herzogtum Lauenburg ist, wird dabei vermutlich eifrig für die Kernenergie werben, arbeitet er doch neben einer Professur an der Universität Kiel auch für das GKSS Forschungszentrum, bzw. die Geesthachter Neutronenforschungseinrichtung, die unter anderem einen Forschungsreaktor in unmittelbarer Nähe zum AKW Krümmel betreibt. Wenig verwunderlich, dass Priesmeyer zu dem Chaosreaktor eine sehr eigene Sicht vertritt: So hält er den mittlerweile statistisch nachgewiesenen Zusammenhang zwischen der Wohnnähe zu einem Atomkraftwerk und der Leukämiequote bei Kindern nach wie vor für eine hysterische Halbwahrheit und meldet sich nach jedem neuen Störfall mit Beschimpfungen von Atomkraftgegnern zu Wort. So äußerte er im August 2007: "Mit den öffentlichen Reaktionen auf die jüngsten Vorgänge um Brunsbüttel und Krümmel erleben wir eine Neuauflage der Anti-Atom - Demonstrationen der achtziger Jahre. Was vor 30 Jahren mit Steinen und Bolzenschneidern angegriffen wurde, wird heute durch Verunglimpfen, Verdächtigen und Verschweigen attackiert. Die Akteure sind oft noch dieselben wie damals. Ihre Auffassungen haben sie behalten, nur ihre Waffen sind andere geworden. Agitation aus dem sicheren Sessel heraus ist bequemer als Agitation am Drahtzaun im Strahl eines Wasserwerfers.". Wer sich also einen lupenreinen Hurra-Atomenergie-Vortrag aus dem Munde eines bekannten Lobbyisten anhören will, und dafür drei Euro übrig hat, möge sich heute um 20 Uhr zu Priesmeyers Vortrag im Festsaal am Falkenberg einfinden.

Dienstag, 29. September, 10 Uhr

Rechnungsprüfer wird Bürgermeister

Rainhard Zug, Leiter des Norderstedter Rechnungsprüfungsamtes, wird Bürgermeister in Glinde. Bevor er Leiter des Rechnungsprüfungsamtes wurde, betreute er Asylbewerber im Sozialamt, war er kaufmännischer Leiter der Volkshochschule und Mitglied der Stabsstelle Strategische Steuerung. Mit diesen Eigenschaften schickten ihn SPD und CDU als gemeinsamen Kandidaten ins Rennen. Die 12.588 Wahlberechtigten Glinder BürgerInnen entschieden sich mit 68,1 Prozent der Stimmen für Zug. Er wird sein Amt zum 1. April 2010 antreten.

Montag, 28. September, 11 Uhr

Carstensen will ohne Mehrheit regieren

Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU) will angesichts des gestrigen Wahlergebnisses offenbar eine schwarz-gelbe Koalitionsregierung in Kiel bilden, obwohl es dafür keine Mehrheit bei den Wählern gibt: Christdemokraten und Liberale erhielten gemeinsam gerade einmal 46,4% der Stimmen, während Grüne, SPD, LINKE und SSW gemeinsam 48,1% erkämpfen konnten. Da die CDU aber deutlich mehr Direktmandate erringen konnte, als sie reguläre Sitze im Landtag hat, erhält sie zusätzlich sogenannte Überhangmandate, die bei den übrigen Parteien nur teilweise ausgeglichen werden. Nach Berechnungen der Landeswahlleiterin hat das wiederum zur Folge, dass Carstensen mit drei Stimmen Mehrheit für Schwarz-Gelb rechnen kann. Und die will der amtierende Ministerpräsident offenbar ausnutzen - auch ohne demokratische Mehrheit.

Montag, 28. September, 11 Uhr

Norderstedt wählt Rathje-Hoffmann

Die WählerInnen in Norderstedt haben sich mit deutlicher Mehrheit für Katja Rathje-Hoffmann (CDU) als Direktkandidatin für den Kieler Landtag ausgesprochen. Mit 37,7% verweist sie ihren schärfsten Konkurrenten, den Sozialdemokraten Heiner Köncke abgeschlagen auf den zweiten Platz (30,7%). Achtungserfolge konnten insbesondere Anette Reinders (Grüne, 12,0%), aber auch Tobias Claßen (FDP, 10,0%) und Heinz-Michael Kittler (LINKE, 6,6%) erzielen. Das Zweitstimmen-Ergebnis für die Landtagswahlen sieht für Norderstedt nach Auszählung von 33 der 42 Wahlbezirke zur Zeit so aus:
  • CDU 31,6%
  • SPD 26,4%
  • FDP 14,4%
  • Grüne 12,9%
  • LINKE 7,0%
  • PIRATEN 1,9%
  • SSW 1,6
  • Familie1,0
  • RENTNER 1,0%
  • Freie Wähler 0,9%
  • NPD 0,9%
  • RRP 0,4%

Den Bundestag wählten die NorderstedterInnen hingegen wie folgt:

  • CDU 31,5%
  • SPD 27,2%
  • FDP 16,2%
  • Grüne 12,0%
  • LINKE 8,6%
  • PIRATEN 2,2%
  • Freie Wähler 1,3
  • NPD 0,9
  • Sonstige 0,1%

Sonntag, 27. September, 22 Uhr

Dirk Fischer siegt in Hamburg-Nord

Nach Auszählung von 260 der 267 Wahllokale hat sich Dirk Fischer (CDU) im Wahlbezirk Hamburg-Nord am Ende deutlich gegen den Sozialdemokraten Christian Carstensen durchgesetzt. Mit knapp 7.000 Stimmen Vorsprung und 38,4% der Stimmen setzte er sich gegen Carstensen (33,2%), Petra Osinski (GAL, 13,0%), Robert Bläsing (FDP, 8,0%), Ver Niazi-Shahabi (LINKE, 6,7%) und Neonazi Lothar Baseler (NPD, 0,6%) durch. Das Zweitstimmenergebnis im Einzelnen:
  • CDU 31,1%
  • SPD 25,4%
  • GAL 16,2%
  • FDP 15,6%
  • LINKE 8,3%
  • PIRATEN 2,0%
  • NPD 0,5%
  • RENTNER 0,5%
  • ÖDP 0,2%
  • DVU 0,1%
  • MLPD 0,0%

Sonntag, 27. September, 22 Uhr

Wahlausgang in Kiel weiter spannend

Der Ausgang der schleswig-holsteinischen Landtagswahlen ist nach wie vor offen. Während Schwarz-Gelb auf bundesebene offenbar mit einer komfortablen Mehrheit rechnen kann, dürfte CDU-Ministerpräsident Peter Harry Carstensen in Kiel auf die Überhangmandate seiner Partei angewiesen sein. Die aktuelle Hochrechnung für Schleswig-Holstein:
  • CDU 31,4%
  • SPD 25,3%
  • FDP 15,1%
  • Grüne 12,3%
  • LINKE 6,0%
  • SSW 4,6%
  • Piraten n.u.%
  • Sonstige
  • 5,3%

Damit haben CDU und SPD, also die bisherigen Regierungsparteien, im Vergleich zur letzten Landtagswahl zusammen satte 22 Prozentpunkte verloren. Nach dem bloßen Zweitstimmenergebnis erreicht Schwarz-Gelb zur Zeit zwar nur 34 der 69 Sitze im Kieler Landeshaus, die CDU wird aber etliche Überhangmandate gewinnen und könnte bei einer Koalition mit der FDP zur Stunde mit einer Stimme Mehrheit regieren. Dafür ausschlaggebend ist das starke Ergebnis der FDP, die sich - wie auf Bundesebene - als Lösung der aktuellen Probleme verkaufen konnte, obwohl sie noch bis unmittelbar vor Beginn der weltweiten Finanzkrise die Religion der "Selbstheilungskräfte des Marktes" gepredigt hatte. Ebenfalls stark die Nord-Grünen und die heilos zerstrittene LINKE.

Sonntag, 27. September, 22 Uhr

Die SPD in ihrem Lauf, hält weder Ochs noch Esel auf ...

Die wahrscheinlich wahlentscheidende Analyse präsentierte die ARD schon kurz nach 18 Uhr: 67% aller WählerInnen sind der Ansicht, dass die SPD mit der AGENDA 2010, Hartz IV und Rente mit 67 ihre sozialpolitische Glaubwürdigkeit verloren hat. Offenbar vor allem deshalb ist die sozialdemokratische Wählerschaft in großen Teilen nicht zur Wahl gegangen, sie traute den Versprechungen ihrer Partei nicht mehr. Bizarr daher die Bilder aus dem Berliner Willy-Brandt-Haus, wo mit Frank Walter Steinmeier und Franz Müntefering die Verantwortlichen dieser Misere mit stehenden Ovationen gefeiert wurden. Da wehte doch fast die Wirklichkeitsferne der einstigen DDR-Führung durch den Saal. Die aktuelle Hochrechnung der ARD von 22.07 Uhr:
  • CDU 33,8%
  • SPD 23,1%
  • FDP 14,6%
  • LINKE 11,9%
  • Grüne 10,6%
  • Piraten 1,9%
  • Sonstige
  • 4,1%

"Erwartungsgemäß überraschend" das gute Abschneiden der FDP, die es fertigbrachte, als ideologisch Hauptschuldige am Bankenkollaps nun als Retter aus der Misere zu erscheinen. Die Grünen schnitten zwar gut, aber doch etwas unterhalb der letzten Umfragen ab, während die LINKE ihre bereits guten Umfragewerte noch toppen konnte.

Sonntag, 27. September, 14 Uhr

Katastrophale Wahlbeteiligung

Bei den Bundestagswahlen im Norden zeichnete sich bis 14 Uhr eine deutlich geringere Wahlbeteiligung als 2005 ab. Damals gaben in Schleswig-Holstein bis 14 Uhr 53,9% der Wahlberechtigten ihre Stimme ab, heute waren es zur selben Zeit nur 48,3%. Auch bundesweit strömten bislang weniger Menschen an die Wahlurnen. Die Wahlen zum schleswig-holsteinischen Landtag erfreuen sich hingegen größerer Beliebtheit: Statt 39,9% 2005, gingen hier bis 14 Uhr 48,6% der Wahlberechtigten an die Urnen. Dieses Ergebnis dürfte aber einzig deen gleichzeitig stattfindenden Bundestagswahlen zugeschrieben werden.

Sonntag, 27. September, 7 Uhr

Stasi-Methoden bei Kik: Wie teuer ist billig?

In 49.000 Fällen hat der Textil-Discounter Kik in den letzten eineinhalb Jahren hinter seinen Mitarbeitern in Deutschland hergeschnüffelt, diese Zahl veröffentlichte jetzt Spiegel-Online. Demnach forderte das alleine in Norderstedt mit drei Filialen vertretene Unternehmen bei der Auskunftsdatei Creditreform flächendeckend Informationen über die Bonität seiner Beschäftigten an. Von dieser Praxis sollen sogar Bewerber betroffen gewesen sein, die damit schon vor ihrer Einstellung "gläsern" wurden. Doch neben massiven Verstößen gegen Datenschutzbestimmungen und die informelle Selbstbestimmung leiden Angestellte bei Kik und dessen Schwesterunternehmen Tedi laut Spiegel auch an unerträglichen Arbeitsbedingungen: So berichteten MitarbeiterInnen über Verhöre durch Vorgesetzte, unbezahlte nächtliche Überstunden und psychische Zermürbung. Dazu kommen direkt gesundheitsschädliche Rahmenbedingungen: Unternehmensboss Stefan Heinig verzichtet kostenbedingt auf Klimaanlagen in seinen Filialen und verkauft regelmäßig Produkte, die im Verdacht stehen, giftige Chemikalien zu enthalten. Da wird auch schon mal morgens durch das Kassensystem gewarnt, die Mitarbeiter müssten "sofort" diese oder jene Ware entsorgen - "zwingend außerhalb ihrer Filiale". Im Fall von mangelhaftem Tierfutter kam auch schon mal die Begründung für solcherlei Anweisungen: "Weil wir mit Kontrollen rechnen müssen". Hergestellt wird der Kik-Ramsch - wen wundert es noch - in Bangladesch, wo die Näherinnen umgerechnet 25 Euro monatlich verdienen - für 10 bis 16 Stunden Arbeit an sechs Werktagen in Fabriken ohne Trinkwasser.

Samstag, 26. September, 7 Uhr

Politik will Ethicon-Beschäftigten helfen

Die Aktionen von Betriebsrat und Gewerkschaft beim größten Norderstedter Arbeitgeber Johnson & Johnson Medical GmbH gegen den angekündigten Abbau von 400 Arbeitsplätzen scheinen erste Erfolge zu haben: Wie die Norderstedter Zeitung gestern berichtete, haben sich mit dem schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Peter Harry Carstensen (CDU) und Bundesarbeitsminister Olaf Scholz zwei politische "Schwergewichte" bereiterklärt, für die Interessen der Belegschaft einzutreten. Während sich Carstensen gegenüber Betriebsratschef Ayhan Öztürk dafür aussprach, bald die US-Muttergesellschaft aufzusuchen, kündigte Scholz in einem Gespräch mit Öztürk und Jan Eulen von der Industriegewerkschaft Bergbau Chemie Energie (IG BCE) an, auf Bundesebene um Unterstützung zu werben. In der Sache nicht zu sprechen war hingegen der eigentlich zuständige schleswig-holsteinische Wirtschaftsminister Jörn Biel (CDU) und auch ein Gespräch zwischen Betriebsrat und Niederlassugnsleitung endete ohne jedes Ergebnis - auch auf eine nähere Begründung für die Maßnahme wartet die Arbeitnehmervertretung trotz entsprechender Rechte aus dem Betriebsverfassungsgesetz bislang vergebens. Schon am Dienstag hatten sich LINKEN-Fraktionschef Miro Berbig, Gründen-Landtagskandidatin Anette Reinders und die Fraktions der Grün Alternativen Liste in Norderstedt (GALiN) mit den Beschäftigten bei Johnson & Johnson solidarisch erklärt.

Freitag, 25. September, 20 Uhr

Weltladen nicht mehr "fairrückt"

Am 5. Oktober ist es soweit: Nachdem sich der Norderstedter Weltladen umbaubedingt ein halbes Jahr lang in seinem Exil hinterm Rathaus "fairstecken" musste, kehren Franz Maletzke und seine MitstreiterInnen am übernächsten Montag wieder in die nun fertiggestellten Arkaden am Rathausplatz zurück. Dort hoffen die Eine-Welt-Aktivisten auch, ihre durch den Umzug verloren gegangenen Kunden zurück zu gewinnen und ihnen fair gehandelte Produkte aus Afrika, Lateinamerika und Südasien aus dem Fairen Handel zu verkaufen. Geschenke, Kunsthandwerk, Musikinstrumente, Lebens- und Genussmittel sind im Angebot, meist zusätzlich in Bio-Qualität. Natürlich gibt es auch FAIRflixt goot!, Norderstedts fair gehandelten Kaffee, der eines der "Kinder" des Weltladens ist. Ein Anliegen des Vereins ist es auch, über die Hintergründe zu den Waren und über die Hersteller zu informieren. Der Weltladen ist ein gemeinnütziges Non-Profit-Unternehmen, das ehrenamtlich arbeitet und etwaige kleine Gewinne an Projekte in der sog. Dritten Welt als "Hilfe zur Selbsthilfe" spendet oder für Bildungsarbeit für nachhaltige Entwicklung einsetzt.

Freitag, 25. September, 11 Uhr

Schwarz-Geld-Halbrot beschließt das "Große Naturbad"

Mit den Stimmen von CDU und FDP sowie zahlreichen Enthaltungen der SPD hat die Stadtvertretung am Dienstag den Antrag der Grün Alternativen Liste in Norderstedt (GALiN) klar abgelehnt, sich auf dem Gelände der Landesgartenschau 2011 nun doch auf ein kleines Naturbad zu beschränken: Nur die GALiN selbst, die LINKE und drei Sozialdemokraten stimmten für den Antrag, die übrigen SPD-Abgeordneten enthielten sich. Damit verhinderten die Stadtvertreter den dritten Schwenk in der Sache, nachdem die rot-rot-grüne Mehrheit nach der Kommunalwahl 2008 gegen anfängliche Planungen eine kleine Variante beschlossen- und Schwarz-Gelb nach dem Übertritt der Stadtvertreterin Naime Basarici ihre neuen Mehrheiten für das Kippen dieser Entscheidung ausgenutzt hatte. Der größte Teil der Norderstedter SPD wollte am Dienstag nun das Hin- und Her stoppen und wohl auch ihren im August von der FDP gekommenen Neu-Abgeordneten Hans-Joachim Zibell schützen, der bei einer "echten" Abstimmung so oder so eine schlechte Figur gemacht hätte: Entweder als opportunistischer Umfaller, oder als Spaltzpilz innerhalb der SPD. Zuvor hatten sich auch der Schwimmsportverein SG Wasserratten und die Deutsche-Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) für die große Badlösung ausgesprochen, letztere mit teils hanebüchenden Argumenten: So sei etwa die Sicherheit nur bei einem großen Naturbad gewährleistet. Fragt sich nur, warum die DLRG sich nie zu Wort meldete, als vor den Baumaßnahmen Tausende Norderstedter- und HamburgerInnen Sommer für Sommer ohne überhaupt bestehendes Bad im Stadtparksee badeten. Für das kleine Bad kämpfte am Ende neben der GALiN nur noch der Norderstedter BUND, der auch noch nicht aufgegeben hat. So behielt die Naturschutzorganisation in ihrer Auffassung Recht, dass die für das große Bad notwendige Zuschüttung des ehemaligen kleinen Stadtparksees einen erneuten Planänderungsbeschluss der Unteren Wasserbehörde in Bad Segeberg notwendig macht. Nachdem die Stadtpark GmbH dies zunächst bestritten- und dem BUND öffentlich "Fehlinformationen" vorgeworfen hatte, reichte die Gartenschau-Gesellschaft mittlerweile kleinlaut die dazu notwendigen Unterlagen nach. Zudem steht die Stadtpark GmbH bereits in der Kritik, weil sie gegen die Auflagen des ersten Planfeststellungsbeschlusses gleich mehrfach verstoßen hatte, unter anderem mit der eigenmächtig geänderten- und weniger umweltverträglichen Baggertechnik im See.

Donnerstag, 24. September, 16 Uhr

Grün ist die Überwachung

Vor wenigen Tagen hat der Hamburger Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar auf eine Anfrage der LINKEN hin festgestellt, dass ein großer Teil der Überwachungskameras an öffentlichen Gebäuden der Hansestadt keine Rechtsgrundlage hat. Daraufhin verhängte LINKEN-Bundestagsspitzenkandidat Jan van Aken mit einigen Mitstreitern öffentlichkeitswirksam mehrere Kameras und forderte deren Abbau. Jetzt die Reaktion des Senats: "Dort wo die Verhältnismäßigkeit der Kameras unklar ist, werden diese zunächst entfernt", wird Senatssprecher Markus Kamrad heute im Hamburger Abendblatt zitiert. "Zunächst entfernt" will sagen: Bis GAL-Justizsenator Till Steffen die fehlenden Rechtsgrundlage geschaffen hat, denn der will jetzt einfach einen Paragraphen in das Hamburger Datenschutzgesetz einfügen, der jegliche Überwachung erlaubt. So kann man natürlich auch mit rechtswidrigem Regierungshandeln umgehen.

Mittwoch, 23. September, 13 Uhr

Die Krise gibt es wirklich

Lange hatte Oberbütrgermeister Hans-Joachim Grote versucht, den Krisenball flach zu halten. Im Hauptausschuss wie in der Stadtvertretung beschwichtigte er die Gemüter mit Hinweisen auf die immer noch gute Ertragslage bei der Gewerbesteuer. Nach ersten Korrekturen dieser Einnahmen nach unten, musste er nun auf der gestrigen Sitzung der Stadtvertretung eine neuerliche Korrektur vornehmen. Natürlich nach unten. Schlappe 35,9 Millionen Euro seien aktuell in der Gewerbesteuerkasse. Und das schon nach unten korrigierte Wunschergebnis von 47 Millionen Euro wird dieses Jahr wohl nicht erreicht werden. Die schlechten Nachrichten großer Firmen aus Norderstedt (Jungheinrich minus 170 Arbeitsplätze, Ethicon mit Johnson & Johnson minus 400, C&A Schließung des Standortes im Gewerbegebiet) veranlassten Grote, auf die guten Verbindungen der Stadt zu den Firmen hinzuweisen und er gab Schreiben dieser Firmen mit Erklärungen zu ihren Maßnahmen zu Protokoll (liegt noch nicht vor). Zuletzt hatte das Info-Archiv in den Meldungen vom 22. September von einer Demonstration von 200 Johnson & Johnson-MitarbeiterInnen berichtet. Das Thema wurde heute auch noch einmal von der Norderstedter Zeitung aufgegriffen.

Dienstag, 22. September, 19 Uhr

Die Uhr tckt

Nein, kein Schreibfehler. Gestern fand der in unseren Kurzmeldungen angekündigte "Weckruf" für eine andere Klimapolitik auf dem Norderstedter Rathausmarkt statt. Der globale Klima-Weckruf ist Teil der Bemühung der TckTckTck-Kampagne - eine Allianz von grossen Klima-Organisationen, die sich für ein ehrgeiziges, gerechtes und verbindliches Klimaschutzabkommen einsetzen. Der Name steht repräsentativ für eine tickende Uhr und symbolisch für den Wettlauf mit der Zeit. Die Kampagne umfasst Organisationen wie WWF, Greenpeace, Oxfam, Christian Aid, Amnesty International und viele mehr. Auf dem Rathausmarkt fanden sich ca. 50 AktivistInnen ein, um nach einem lautstarken "Weckruf" zu den Handys zu greifen und bei PolitkerInnen anzurufen. "Hallo, dies ist ihr Klima-Weckruf", so oder so ähnlich wurden die PolitikerInnen aufgefordert sich für ein wesentlich verbessertes Klimaschutzabkommen auf der Klimakonferenz im Dezember 2009 in Kopenhagen einzusetzen. Hier weitere Fotos der Aktion.

Klima-Weckruf auf dem Norderstedter Rathausmarkt

Dienstag, 22. September, 16 Uhr

WHU kritisiert CDU

Auch eineinhalb Jahre nach den Kommunalwahlen vom Mai 2008 hat sich die Stimmung zwischen der lange mit absoluter Mehrheit agierenden CDU und der seit den Wahlen stärksten politischen Kraft, der Wählergemeinschaft Henstedt-Ulzburg nicht wirklich verbessert. War nach dem Absetzen der WHU-Fraktionschefin Karin Honerlah vom Posten der stellvertretenden Bürgermeisterin einige Zeit Ruhe eingekehrt, hat die CDU nun offenbar erneut Öl ins Feuer gegossen: Die WHU wirft den ChristdemokratInnen jedenfalls vor, in der aktuellen Ausgabe ihrer örtlichen Postille CDU aktuell wieder ordentlich gegen die Rivalen gegiftet zu haben, unter anderem mit haltlosen "Unterstellungen". Und tatsächlich: Neben einem Artikel gegen den Einzug der Wählerinitiative in den Kieler Landtagschreibt sich der CDU-Fraktionsvorsitzende Folker Brocks höchstselbst den Frust von der Seele, wenn er der WHU einerseits Verschwendung, wenige Zeilen später aber die Blockade von Ausgaben vorwirft. Das riecht schon ein wenig nach Groll darüber, dass mit neuen Mehrheiten auch neue Ausgabenschwerpunkte entstanden sind. Die WHU hatte in den letzten Wochen den ein- oder anderen "Sperrvermerk" setzen lassen, wenn die genaue Höhe der Ausgaben noch nicht zu beziffern war. Außerdem bemüht man sich aktuell um die Senkung der Kosten für die Reinigung der öffentlichen Gebäude der Gemeinde um 75.000 Euro/Jahr.

Dienstag, 22. September, 15 Uhr

200 demonstrieren in Norderstedt

Rund 200 Beschäftigte der Johnson & Johnson Medical GmbH haben heute früh im Norderstedter Stadtteil Glashütte für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze demonstriert. Zuvor hatte das Unternehmen angekündigt, rund 400 der insgesamt 2.300 Beschäftigten zu entlassen und Teile der Produktion ins (billigere) Ausland zu verlagern. Während Betriebsratschef Ayhan Öztürk und der Hamburger Gewerkschafter Jan Eulen (IG BCE) den Jobabbau noch verhindern wollen, ist die Belegschaft nach Beobachtungen des NDR pessimistisch. Derweil soll sich die Auseinandersetzung innerhalb der ebenfalls entlassungswilligen Jungheinrich AG vorübergehend entspannt haben. Dort verhandelt der Betriebsrat seit Wochen über den Abbau von insgesamt mehr als 300 Arbeitsplätzen, wobei noch unklar ist, ob es auch zu betriebsbedingten Kündigungen kommt.

Montag, 21. September, 23 Uhr

Auch Segeberger Jugend wählt "grüne Piraten"

Auch im Kreis Segeberg würden Jugendliche unter 18 die Grünen zur stärksten politischen Kraft machen - wenn sie wählen dürften. Das geht aus den regionalen Zahlen der Aktion "U18" hervor, die jetzt veröffentlicht wurden. An der bundesweiten Testwahl unter 18jähriger hatten sich am Freitag in ganz Deutschland 125.000 Jugendliche beteiligt und gleich mehrere Überraschungen zutage gefördert: Während die Piraten Partei bei Jugendlichen bundesweit rund 10% der Stimmen erzielt, kann auch die rechtsextremistische NPD Erfolge feiern und in Ostdeutschland teilweise zweistellige Ergebnisse einfahren. Im Wahlkreis Segeberg/Stormarn-Nord hätten 1,4% der Jugendlichen unter 18 braun gewählt - erschreckend viele, aber dennoch bundesweit einer der schlechtesten Werte der Neonazi-Partei. Die Zahlen für den Wahlkreis im Einzelnen:

  • Grüne: 26,7%
  • CDU: 20,1%
  • SPD: 17,5%
  • FDP: 11,7%
  • Piraten: 10,4%
  • DIE LINKE: 8,5%
  • Rentner: 3,4%
  • NPD: 1,4%
  • MLPD: 0,2%
  • DVU: 0,2%

Montag, 21. September, 23 Uhr

Johnson & Johnson: Belegschaft geht auf die Barrikaden

Die Belegschaft der Johnson & Johnson Medical GmbH hat für den frühen Dienstagmorgen eine Kundgebung vor dem Haupteingang der Norderstedter Niederlassung in der Robert-Koch-Straße organisiert. Dort wollen ab 6.30 Uhr Betriebsratschef Ayhan Öztürk und Jan Eulen von der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie zu den Beschäftigten sprechen und gegen die Ankündigungen der Geschäftsführung protestieren, innerhalb der nächsten drei Jahre alleine in Norderstedt 400 Arbeitsplätze abzubauen, bzw. sie an Billiglohnstandorte zu verlagern. Unternehmenssprecher Axel Wieczorek zufolge sei dies notwendig, um dem Kostendruck der Branche nachzugeben und "um weiterhin international wettbewerbsfähig zu bleiben". Das erklärt allerdings weder die schwarzen Zahlen der Norderstedter Niederlassung, noch die Art und Weise, wie das Unternehmen seine Pläne kürzlich veröffentlichte: Laut Betriebsrat wurden vergangenen Freitag überraschend einige Mitglieder des Gremiums zur Geschäftsleitung gebeten und knapp über die massiven Entlassungen informiert. Wenn das den Tatsachen entspricht, hat das Unternehmen wesentliche Regelungen des Betriebsverfassungsgesetzes missachtet, nach denen der Betriebsrat bereits in derartige Pläne einbezogen werden muss, wenn sie lediglich angedacht-, bzw. im Entstehen begriffen sind. Wie der Betriebsrat weiter mitteilt, wurde die Meldung über 400 abzubauende Jobs zudem schon zwei Stunden nach der Mitteilung an den Betriebsrat über die Medien verbreitet. Betriebsrat und IG BCE kritisieren diese "Informationspolitik" der Firmenleitung, befürchten nun eine Gefährdung des gesamten Standortes und fordern für morgen zu lautstarken Protesten auf.

Montag, 21. September, 16 Uhr

2,8% mehr für FloristInnen

Wie die Industriegewerkschaft Bauen Agrar Umwelt (IG BAU) mitteilt, erhalten die etwa 130 vollzeitbeschäftigten FloristInnen im Kreis Segeberg ab September monatlich rund 40 Euro oder 2,8% mehr Lohn. Laut Peter Schink, dem Vorsitzenden des IG BAU-Bezirksverbands Holstein, mussten die Beschäftigten zuvor jahrelang ohne jede Lohnanhebung auskommen. Auch in den kommenden beiden Jahren steigen die Löhne der FloristInnen durch die Tarifeinigung mit der Arbeitgeberseite jeweils geringfügig um 1,7% an, dazu kommt ein Branchenmindestlohn von 7,50 Euro, unter dem künftig auch unorganisierte FloristInnen nicht entlohnt werden dürfen. Weniger glücklich ist die Gewerkschaft mit den Tarifverhandlungen im Gebäudereinigerhandwerk: Dort stehen die mehr als 50.000 Mitglieder der IG BAU vor dem ersten bundesweiten Arbeitskampf ihrer Branche. Zwar sind zur Zeit nur rund 10% aller GebäudereinigerInnen gewerkschaftlich organisiert, ihre Zahl steigt aber - gegen den Trend - seit Jahren kontinuirlich an. Alleine im letzten Jahr verzeichnete die IG BAU hier einen Mitgliederzuwachs um fast 1.000 ArbeiterInnen.

Montag, 21. September, 15 Uhr

Gemeinschaftsstraße am Langenhorner Markt

Bereits auf ihrer Sitzung am 10. September hat die Bezirksversammlung Hamburg-Nord beschlossen, den Winterhuder Mühlenkamp für die Einrichtung einer "Gemeinschaftsstraße" vorzuschlagen, alternativ soll der Abschnitt der Tangstedter Landstraße zwischen Langenhorner Chaussee und Krohnstieg entsprechend umgebaut werden. Der Vorstoß wird unter anderem von der Gruppe Nordabgeordnete unterstützt, die auch den Umbau beider Straßen begrüßen würde. "Gemeinschaftsstraße" ist der nur in Hamburg genutzte Begriff für das shared space-Konzept, das eine gleichberechtigte Nutzung von Verkehrswegen durch alle Verkehrsteilnehmer propagiert und damit unter anderem die Dominanz des Autoverkehrs aufhebt. Dabei baut "shared space" auf die Unsicherheit der VerkehrsteilnehmerInnen, die unter anderem durch den Verzicht auf jegliche Beschilderung und fehlende Bordsteine oder -Fahrbahnabrenzungen erzielt wird. Auto-, Motorrad- und RadfahrerInnen sind sind daher ebenso gezwungen, untereinander in Blickkontakt zu gehen, bevor eine Verkehrsbewegung stattfindet, wie FußgängerInnen. Die einzige Verkehrsregel, die im "shared space" in Kraft bleibt, ist das Rechts-vor-Links-Gebot. Auch in Norderstedt beschäftigt sich die Kommunalpolitik bereits mit der Frage, ob einzelne Straßen entsprechend umgebaut werden können. Eine Vorentscheidung ist hier aber noch nicht gefallen. Auch in Hamburg-Nord hängt es jetzt vom Willen der Bürgerschaft ab, ob es wirklich zur Einrichtung einer Gemeinschaftsstraße kommt.

Montag, 21. September, 14 Uhr

Klima-Weckruf

Ende dieser Woche treffen sich die Regierungschefs der sogenannten "G 20", also der "Gruppe der zwanzig wichtigsten Industrie- und Schwellenländer" in den USA, am Sonntag sind Bundes- und Landtagswahlen und im Dezember findet der UNO-Klimagipfel in Kopenhagen statt. Grund genug für eine Gruppe Klimaaktivisten, für heute, 18 Uhr, zu einem "Klima-Weckruf" auf den Norderstedter Rathausmarkt zu bitten, und damit an einem weltweiten Aktionstag für ein gesundes Klima teilzunehmen. Die Organisatoren: "Wir haben uns entschieden, in Norderstedt am internationalen Klima-Weckruf teilzunehmen. Wir wollen der künftigen deutschen Regierung und der Welt zeigen, dass es neben den Nöten arbeitsloser Banker auch noch andere Krisen gibt". Mit der Aktion soll ein "ehrgeiziges globales Klimaabkommen" erzwungen werden.

Sonntag, 20. September, 23 Uhr

Die Jugend wählt grüne Piraten

An einer bundesweiten Testwahl unter 18jähriger haben sich am Freitag in ganz Deutschland 125.000 Jugendliche beteiligt und dabei Erstaunliches zutage gefördert: Würde die Jugend beispielsweise in Schleswig-Holstein wählen, erhielten die Grünen mit 27,1% den höchsten Stimmenanteil, während DIE LINKE gerade einmal 7,6% der Stimmen auf sich vereinigen könnte. In Hamburg hingegen käme ausgerechnet die kriselnde SPD auf 36,8%, während die CDU in beiden Bundesländern unter "ferner liefen" landen würde. Am erstaunlichsten aber das Abschneiden der Piratenpartei: Sie würde in allen fünf norddeutschen Bundesländern um 10% der Stimmen erhalten und damit in den Bundestag einziehen, hätte die Jugend das Sagen. Die Ergebnisse für Hamburg und Schleswig-Holstein im Einzelnen:

Hamburg:

  • SPD: 36,8%
  • Grüne: 17,6%
  • CDU: 14,7%
  • DIE LINKE: 13,3%
  • Piraten: 8,0%
  • FDP: 4,6%

Schleswig-Holstein:

  • Grüne: 27,1%
  • CDU: 19,7%
  • SPD: 18,9%
  • Piraten: 11,0%
  • FDP: 10,3%
  • DIE LINKE: 7,6%

Sonntag, 20. September, 15 Uhr

Gartenschau-Premium-Partner schon wieder gerettet

Die kürzlich als "Premium-Partner" der Nordersteder Landesgartenschau vorgestellte Sparkasse Südholstein musste offenbar erneut vor schweren Turbulenzen gerettet werden. Ein Darlehen der Hamburger Sparkasse (HASPA) soll den seit Jahren klammen Südholsteinern die nötigen Finanzmittel verschaffen, um die Wirren von Finanzkrise und HSH-Nordbank-Pleite zu überstehen. Für immerhin 50 Millionen Euro erhofft sich die Retterin nun, auch im Hamburger Umland Geschäfte zu machen. Zuvor hatte das seit seiner Zusammenfusionierung aus sämtlichen Kreissparkassen der Region latent kriselnde Finanzinstitut bereits eine Bürgschaft des Giroverbandes Schleswig-Holstein über 30 Millionen Euro und eine stille Einlage des Kreises Segeberg über 20 Millionen Euro erhalten, um die Krise zu überstehen. Mit der erneuten Rettung der Sparkasse Südholstein ist übrigens auch eine Personalie verbunden: Der bereits mehrfach wegen der Ausrichtung der Sparkasse in die Kritik geratene Vorstandsvorsitzende des Unternehmens, der eigentlich bis 2013 vertraglich gebundene Mario Porten, muss das Finanzinstitut sofort verlassen und den Chefposten dem Nordersteder Ralph Schmieder überlassen. Fragt sich nur, aus welchem der bislang drei Rettungspakete der "Premium-Partner" der Gartenschau nun sein Sponsoring bestreiten will.

Samstag, 19. September, 19 Uhr

"Krümmel abschalten!"

Atomkraft ist eines der wesentlichen Wahlkampfthemen im aktuellen Bundes- und Landtagswahlkampf, daher verwundert es auch nicht, dass sich die grüne Landtagskandidatin Anette Reinders jetzt zum Chaos-Kraftwerk Krümmel äußert: "Norderstedt-Mitte liegt 42,3 km vom Kernkraftwerk Krümmel entfernt", so Reinders, "das Risiko ist also keineswegs auf die Elbmarsch beschränkt, sondern trifft unsere Bevölkerung in vollem Maße". Außerdem erinnert die Kandidatin von Bündnis 90/Die Grünen, die auch Fraktionsvorsitzende der Norderstedter Wählergemeinschaft GALiN ist, an die jüngste Leukämiestudie, die den Zusammenhang zwischen einer Häufung von Leukämiekrankheiten und der Wohnnähe zu einem Atomkraftwerk erbracht haben will. Demnach steigt das Risiko an Blutkrebs zu erkranken, für Kinder im Umkreis von 20 bis 50 Kilometern um Kernkraftwerke um bis zu 19 Prozent. Reinders fordert daher den schnellstmöglichen Ausstieg aus der Kernenergie und die endgültige Abschaltung des nach mehreren Störfällen lanfristig vom Netz genommenen AKW Krümmel.

Samstag, 19. September, 7 Uhr

Norderstedt verliert bis zu 800 Arbeitsplätze

Der "Gesundheitskonzern" Johnson & Johnson, bzw. seine Norderstedter Tochter Ethicon, planen für die nächsten Jahre den Abbau von rund 400 der insgesamt 2.300 Arbeitsplätze in Norderstedt, das jedenfalls berichtete der NDR gestern Abend. Demnach soll ausgerechnet die Herstellung von chirurgischem Nahtmaterial betroffen sein und damit der Bereich, für den die Norderstedter Produktion überregional bekannt ist. Die Produktion soll laut NDR künftig teils in Billiglohnländer verlagert- und teils automatisiert werden, neben einem "sozialverträglichem Abbau" von Arbeitsplätzen sind auch betriebsbedingte Kündigungen geplant. Gewerkschafter und Belegschaft sind von dem Vorhaben entsetzt und kündigten bereits heftigen Widerstand an. Jan Eulen, Bezirksleiter der Industriegewerkschaft Bergbau Chemie Energie: "Wir verlangen sofortige Aufklärung über Details der Pläne und werden um jeden einzelnen Arbeitsplatz kämpfen". Neben Johnson & Johnson/Ethicon plant auch der Norderstedter Gabelstaplerhersteller Jungheinrich den wirtschaftskrisenbedingten Abbau von mehr als 300 Jobs, davon 170 per Kündigung, während die Norderstedter Zeitung heute die Schließung des C&A-Warenlagers im Mühlenweg zu Ende Juni 2010 mit 92 Arbeitsplätzen vermeldet. Die Behauptung, die Krise würde sich noch nicht auf den deutschen Arbeitsmarkt niederschlagen, entpuppt sich damit als reines Wahlkampfgetöse.

Freitag, 18. September, 19 Uhr

Landtagswahlen: DirektkandidatInnen stehen fest

Vor wenigen Tagen veröffentlichte die schleswig-holsteinische Landeswahlleiterin Manuela Söller-Winkler die Liste der nunmehr zugelassenen Kandidatinnen und Kandidaten zur Landtagswahl am 27. September. Zur besseren Übersicht veröffentlichen wir im Folgenden die Wahlvorschläge für die drei Segeberger Wahlkreise:

Wahlkreis 29 - Segeberg-West

  • CDU: Wilfried Wengler (Landtagsabgeordneter, Unternehmensberater)
  • SPD: Andreas Beran (Landtagsabgeordneter, Kaltenkirchen)
  • FDP: Katharina Loedige (Rechtsanwalts- und Notarfachangestellte, Kaltenkirchen)
  • Grüne: Erika Wichmann (Lehrerin, Alveslohe)
  • DIE LINKE: Norbert Dachsel (Kaufmännischer Angestellter, Henstedt-Ulzburg)
  • Freie Wähler: Peter Kroll (Polizeivollzugsbeamter, Alveslohe)
  • PIRATEN: Stephan Neitz (Informatiker, Bad Bramstedt)
  • RENTNER: Gabriele Krämer (Transportunternehmerin, Norderstedt)

Wahlkreis 30 - Segeberg-Ost

  • CDU: Axel Bernstein (Landtagsabgeordneter, Historiker)
  • SPD: Marc-Andre Ehlers (Bankkaufmann, Nahe)
  • FDP: Marcel Morsdorf (Geschäftsführer, Schmalfeld)
  • Grüne: Jürgen Kaldewey (Selbstständiger Kaufmann, Seedorf)
  • DIE LINKE: Björn Radke (Angestellter, Bahrendorf)
  • Freie Wähler: Arno Nolte (Einzelhandelskaufmann, Seth)
  • Parteilos: Burghardt Scholz (Fachberater Küchenverkauf, Trappenkamp)
  • RENTNER: Annecke Meyer (Rentnerin, Norderstedt)

Wahlkreis 31 - Norderstedt

  • CDU: Katja Rathje-Hoffmann (Angestellte, Nahe)
  • SPD: Heiner Köncke (Außenhandelskaufmann, Norderstedt)
  • FDP: Tobias Claßen (Student, Norderstedt)
  • Grüne: Anette Reinders (Geschäftsführerin, Norderstedt)
  • DIE LINKE: Heinz-Michael Kittler (Betriebswirt, Kattendorf)
  • Freie Wähler: Karin Honerlah (Kauffrau, Henstedt-Ulzburg)
  • Rentnerinnen und Rentner: Rolf Möller (Rentner, Norderstedt)
  • RENTNER: Bernd Bassler (Angestellter, Norderstedt)

Donnerstag, 17. September, 21 Uhr

Realpolitik trifft Realsatire

Sowas kann man sich nicht ausdenken. Einen kleinen Einblick in die Niederungen der Kommunalpolitik gewährt uns die CDU anlässlich eines Antrages zur heutigen Sitzung des Sozialausschusses. Dabei geht es um den Antrag für ein Mehrgenerationenhaus bzw. eine Begegnungsstätte. Zur sachlich fachlichen Unterstützung wurde das Mütterzentrum um einen Planungsentwurf gebeten. Aber wie! Folgend zitieren wir vollständig und ohne Änderungen aus dem entsprechenden Schreiben (Fehler im Original, Hervorhebungen durch die Redaktion):
"Liebe Birgit hier brauchen wir einen schönen Sülz-Text. Wieso weshalb warum, vielleicht bezugnehmend auf Politik bla bla? Bezugnehmend auf Sozialausschuss, derzeitige Situation in Norderstedt vorhandener Bedarf in Norderstedt für die Schaffung von Betreuungsplätzen für Kinder unter 3 Jahren Seit ... vielen Jahren ist das Mütterzentrum aktiv im Bereich Kinderbetreuung. Wir haben Erfahrungen bla, bla"
Kein Kommentar.

Mittwoch, 16. September, 12 Uhr

Und wenn der Postmann doch klingelt?

Dann kommt er eben nächste Woche nicht. Das meiste an der gestrigen Meldung über die ganztägige Betriebsversammlung der Post-Beschäftigten stimmte. Nur, dass die Briefkästen in Norderstedt leer bleiben würden, nicht. Denn Norderstedt gehört zum Briefzentrum Hamburg. Und die haben erst am nächsten Dienstag ihre Betriebsversammlung.

Mittwoch, 16. September, 12 Uhr

Parteien im Vergl ...

In der gestrigen Ausgabe der Norderstedter Zeitung hatten die Landtags-KandidatInnen der CDU, SPD, Bündnis 90/Die Grünen, FDP, DIE LINKE und Freie Wähler Gelegenheit auf Fragen aus den Bereichen Kitas und Schule, Wirtschaft, Verkehr, Politikfrust und Zukunft zu antworten. Vorgabe der Redaktion für die Antworten: maximal 340 Zeichen. Der Kandidat der LINKEN, Heinz Michael Kittler war der einzige, dessen Antworten teilweise länger ausfielen - und wie angekündigt nach 340 Zeichen abgeschnitten wurden. Im Prinzip ist es begrüßenswert, wenn PolitikerInnen zu kurzen, sachgerechten Fragen angehalten werden. Allerdings hätte das Seitenlayout noch einiges an Platz hergegeben. Knapp die Hälfte der Seite nahm das Bild eines schreienden Babys als Blickfang ein. Die Fragen und Antworten finden sie hier.

Hier gehts zu den Meldungen vom 1. bis zum 15. September 2009.

So seh´n Verlierer aus: 69% der WählerInnen war der Ansicht, dass die SPD mit Agenda 2010 und Rente mit 67 ihre sozialpolitische Glaubwürdigkeit verloren hat.