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Freitag, 27. Juni 2008, 2:00 Uhr

JVA Glasmoor wird geschlossen

Offener Vollzug wird nach Billwerder verlegt

Protest vor der Abschiebehaft: Hunderte Kundgebungen fanden hier zwischen 1994 und 2003 statt, mehrere große Demonstrationen zogen durch Norderstedt (Foto: Infoarchiv)

Protest vor der Abschiebehaft: Hunderte Kundgebungen fanden hier zwischen 1994 und 2003 statt, mehrere große Demonstrationen zogen durch Norderstedt (Foto: Infoarchiv)

Olaf Harning | Eine Nachricht, auf die viele Menschen im Norderstedter Stadtteil Glashütte lange gewartet haben: Die Justizvollzugsanstalt Glasmoor wird geschlossen. Das gab gestern Justizsenator Till Steffen (GAL) bekannt. Nach Informationen des Hamburger Abendblattswill die Justizbehörde den bislang in Glasmoor praktizierten offenen Vollzug in den Neubau der JVA Billwerder verlagern.

Hintergrund der Schließung ist der stete Rückgang der Kriminalität und damit auch der benötigten Haftplätze. In den Hamburger Haftanstalten soll mittlerweile fast jede dritte Zelle leerstehen. Neben der Schließung und dem Abbau von 90 Haftplätzen im Untersuchungsgefängnis Holstenglacis will Steffen auch die teilweise noch vorhandene Belegung von Zellen mit vier Häftlingen beenden: Künftig sollen die Betroffenen alleine oder zu zweit untergebracht werden. In Norderstedt endet damit die mehr als 80jährige Geschichte der Hamburger Haftanstalt, die zuletzt zwischen 1994 und 2003 turbulent verlief: In dieser Zeit hatte Hamburg neben dem offenen Vollzug auch seine Abschiebehaft nach Glasmoor verlagert und damit regelmäßige Demonstrationen (hier Fotos von einer Protestaktion vom 30. August 2003) in Norderstedt provoziert. Die JVA Glasmoor wurde 1926 eröffnet und galt lange Zeit als "Mustergefängnis", weil schon früh die Resozialisierung im Mittelpunkt stand - die Resozialisierung durch Arbeit. Noch bis 1965 wurde im nahen Moor von Gefangenen Torf gestochen, und noch heute "ziert" ein darauf bezogener Spruch den Eingangstrakt der JVA: "Bessert die Erde durch den Menschen und Ihr bessert den Menschen durch die Erde".

Zu wann das Gefängnis seine Pforten schließt, ist offenbar noch nicht entschieden, auch die Zukunft der auf dem Gelände ansässigen Gewerbehöfe ist zur Zeit noch unklar, weil die Stadt das 25 Hektar große Areal verkaufen möchte. Es könnte dort sogar ein neues Wohnviertel entstehen. Übrigens: Zwei der zur Zeit knapp 200 Häftlinge in Glasmoor wollte nicht auf die Schließung ihrer Anstalt warten: Die wegen Schwarzfahren (!) verurteilten Männer im Alter von 22 und 25 Jahren kehrten am Dienstag nicht von ihrem Ausgang zurück.

Veröffentlicht in Repression/Antirepression mit den Schlagworten JVA Glasmoor, Norderstedt, Till Steffen