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Mittwoch, 1. Mai 2013, 18:20 Uhr

Friedrichsgaber kämpfen um ihr Lehrschwimmbecken

3.400 Unterschriften an Grote übergeben

"Wir wollen unsere Schwimmhalle behalten", Foto: Infoarchiv

"Wir wollen unsere Schwimmhalle behalten", Foto: Infoarchiv

Infoarchiv Norderstedt | Gestern war das Amtszimmer des Oberbürgermeisters voll: Angeführt vom Schulelternbeiratsvorsitzenden der Offenen Ganztagsgrundschule (OGGS) Friedrichsgabe, Jürgen Schäfer, überreichten ihm Eltern, Kinder und VertreterInnen von Sportvereinen fast 3.500 Unterschriften zum Erhalt des Lehrschwimmbeckens in der Pestalozzistraße.

Mit diesen Unterschriften bitten die BürgerInnen Norderstedts, hauptsächlich des Stadtteils Friedrichsgabe, eindringlich um den Erhalt der Schwimmhalle an der Schule. Das Thema ist nicht neu. Seit Ende 2011 wird der Bau einer neuen Schwimmhalle für Vereine und Schulen auf dem Gelände des „ARRIBA“ kontrovers debattiert. Ohne weitere Sachkenntnis wurde der Bau dieser Halle zu einem Preis von 3 Millionen Euro von einer breiten Mehrheit aus CDU, SPD und FDP im Schnelldurchgang beschlossen. Im Stadtwerkeausschuss wurde ein Antrag der GALiN, diesen Posten nicht in den Wirtschaftplan der Stadtwerke aufzunehmen, nahezu ohne Diskussion abgewürgt und fand bei der Abstimmung nur Unterstützung durch DIE LINKE. Das gleiche Bild im Ausschuss für Schule und Sport. Alle von GALiN und DIE LINKE vorgebrachten inhaltlichen Kritikpunkte wurden ignoriert.

Nach ersten Protesten der Schule ruderte die SPD dann in Teilen zurück und beantrage im August 2012 den Erhalt des Lehrschwimmbeckens und die Suche nach einem alternativen Betreiberkonzept. Ende 2012 wurde  ein von der Stadt in Auftrag gegebenes Gutachten vorgelegt, das den Protest gegen die Schließung des Lehrschwimmbeckens erst recht anheizte. Reihenwiese wurden dort teilweise erhebliche Mängel festgestellt, die bei genauerem Hinsehen nicht den Tatsachen entsprachen. In der Folge beantragten SPD, GALiN und DIE LINKE gemeinsam, den seinerzeitigen Beschluss über die Schließung des Lehrschwimmbeckens zurückzunehmen und das Bad in städtischer Regie im bisherigen Umfang weiterzuführen. Die tatsächlich notwendigen Sanierungsmaßnahmen sollten über die kommenden Jahre verteilt werden. Dieser Antrag hatte gegen die Stimmenmehrheit von CDU und FDP keine Chance. Einen Tagesordnungspunkt später wurde hingegen von diesen beiden Fraktionen beschlossen, dass die Verwaltung „kurzfristig einen kommerziellen Betreiber für die Lehrschwimmhalle an der OGGS Friedrichsgabe“ suchen soll. Nur eine erfolgreiche Suche könnte demnach die Schließung verhindern. Wie man denn eine solche Lehrschwimmhalle „kommerziell“, also mit Gewinn betreiben könne, konnten beide Fraktionen nicht erklären. Nach aktueller Beschlusslage ist die Halle an der Schule Friedrichsgabe also nach wie vor in ihrem Bestand bedroht.

Die kontinuierlichen Proteste und Bedenken der Schule und Vereine gegen die Schließung hatten allerdings auch einen Teilerfolg. Die FDP hat mittlerweile eingesehen, dass eine Schließung der Halle bei der bisher bekannten Sachlage vorschnell wäre. Und so beantragten die SPD, GALiN, FDP und DIE LINKE gemeinsam, auf der nächsten Sitzung des Ausschusses für Schule und Sport im Mai 2013 eine Arbeitsgruppe aus Verwaltung, ARRIBA, Schule, Vereinen und Politik zu gründen, die ALLE Fakten neu bewerten soll. Immerhin etwas.

Der aktuelle Protest und die Sammlung von fast 3.500 Unterschriften zum Erhalt des Lehrschwimmbeckens machen deutlich, dass es auch für den Stadtteil Friedrichsgabe um viel geht. Denn nach wie vor spricht vieles für den Erhalt des Angebots. Eines der protestierenden Kinder im Rathaus trug ein Plakat, auf dem deutlich gemacht wurde was an dem Standort so unverzichtbar ist . Dabei spielt der in der Halle vorhanden höhenverstellbare Boden von 30 cm auf 1,80 m eine große Rolle. Das neue Bad am ARRIBA hat nur einen aus dem Flachwasserbereich ins Tief abfallenden Boden. Dadurch gehen nach Aussage des Schulelternbeirats 200qm Wasserfläche für die Schwimmausbildung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen verloren. Der Hubboden ist sehr wichtig für das Kleinkinder- und Behindertenschwimmen.

Da das Becken in der Pestalozzistraße von außen nicht einsehbar ist, ist es gut geeignet für Muslima-Schwimmen und den Schwimmunterricht für Erwachsene. All das ist seit langer Zeit bekannt, wurde aber bisher von Teilen der Politik und der Verwaltung bei der Abwägung nicht berücksichtigt. Die Schulen und Kindergärten werden von der Verwaltung momentan nach ihren Zeitkontingenten für den Schwimmunterricht abgefragt – und nach dem Bedarf an Taxi-Fahrten zur neuen Halle am ARRIBA. Ein weiterer Punkt der gegen die Schließung des Lehrschwimmbeckens spricht. Durch die Aufgabe des dezentralen Angebots hin zur Zentralisierung einer städtischen Leistung rückt die Stadt von dem Konzept einer „Stadt der kurzen Wege“ ab. Das schwächt den Stadtteil Friedrichsgabe in seiner Gesamtheit. Auch der stets proklamierte Wille zur „Nullemissions-Stadt“ verkommt durch die zusätzlich erforderlichen Taxifahrten zum bloßen Lippenbekenntnis.

Mit der Übergabe der beeindruckenden Zahl von Unterschriften an Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote hoffen die kämpfenden Eltern, Kinder und Vereine die Schließung ihres Lehrschwimmbeckens noch verhindern zu können. Grote nahm das Engagement (natürlich) grundsätzlich positiv auf, gab aber den schwarzen Peter wieder zurück: Man können ja z.B. über den Bürgerhaushalt Vorschläge einreichen – aber müsste dann auch gelichzeitig sagen, wo das Geld für die Sanierung und den Unterhalt des Lehrschwimmbeckens herkommen solle. Ein altbekanntes „Totschlagargument“, dass beim Beschluss über die 3-Millionen-Halle am ARRIBA allerdings keine Rolle spielte. Denn diese Summe findet sich ja nicht in Grote`s städtischem Haushalt wieder – sondern im Wirtschaftplan der Stadtwerke. Die Lage für das Lehrschwimmbecken ist also ernst – aber nicht hoffnungslos.

Ein Kommentar zu diesem Artikel

04.05.2013, 13:11 Uhr ThorstenFahrdienst

Ein Shuttle Fahrdienst zum Arriba wäre sinnvoller und erheblich billiger.