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Freitag, 22. März 2013, 12:11 Uhr

Entscheidung für "Plan C"

Eltern kritisieren Billig-Ausbau der Grundschule Glashütte

Auszug aus der Sitzungsniederschrift vom November 2012

12 Ja-Stimmen, eine dagegen: Mit großer Mehrheit entschied sich der Ausschuss für Schule und Sport im November 2012 für die Billig-Version des Schulumbaus. Ersparnis: Etwa eine halbe Million Euro (Foto: Infoarchiv)

Olaf Harning | Unruhe in der Müllerstraße: Mit einer Mischung aus Rat- und Fassungslosigkeit reagieren Elternvertreter auf die Entscheidung des Ausschusses für Schule und Sport, den Ausbau der maroden Grundschule Glashütte zur Offenen Ganztagsschule (OGS) mit einer Art Billigkonzept zu wuppen. Um ihrem Ärger Luft zu machen, vefassten sie jetzt einen Offenen Brief an die beteiligten Kommunalpolitiker.

Aus dem Offenen Brief der Glashütter Eltern:

 

"Das Konzept, das Sie nun beschlossen haben, halten wir aber für völlig unzureichend, weil es weder genügend neue Räume insgesamt noch die Sanierung der bestehenden Räume in moderne Klassenräume beinhaltet."


"Aus unserer Sicht ist Ihr Beschluss lediglich ein notdürftiger und damit für uns frustrierender Umbauplan, der nur die allernötigste Erweiterung um wenige Räume (...) vorsieht."


"Es geht um eine Grundschule, die Kinder in angemessener Weise auf den Weg bringen soll. Es geht vielleicht auch um die Möglichkeit, den Neubau einer Grundschule mit geeigneten Räumen für Andere nutzbar zu machen (...) und es geht um einen Stadtteil, der Zuzug erfährt, in den investiert werden muss!"

Darin listen die Eltern um ihren Sprecher Dr. Robert Stahlbock detailliert auf, wie sie ab 2011 an der Planung des Umbaus beteiligt wurden, am Ende jedoch mit ihren Vorstellungen kaum Berücksichtigung fanden. So wurden die Eltern Anfang 2012 gebeten, sich an einer Arbeitsgruppe zu beteiligen, in der sie zusammen mit LehrerInnen und einem unabhängigen Architekten Vorschläge für den Umbau erarbeiteten. Die von der Gruppe favorisierte Planung aber fiel als angebliches "Luxuskonzept" glatt durch und sogar die günstigeste der vier Verwaltungs-Versionen wurde vom Ausschuss verworfen. Am Ende entschied sich die Kommunalpolitik für einen nachträglich erarbeiteten, noch günstigeren Entwurf, der beispielsweise statt der geplanten sechs- nur noch vier Betreuungsräume zwischen den Klassen vorsieht. Einzig DIE LINKE stemmte sich gegen die Billig-Version, beantragte die Bereitstellung von 2,2 Millionen Euro für die von den Eltern favorisierte Fassung.

Dr. Robert Stahlbock

Elternratssprecher Dr. Robert Stahlbock (Foto: RS)

In der Elternschaft herrscht seitdem Fassungslosigkeit, der Umgang mit Schule und Arbeitsgruppe wird als "harter Rückschlag" gesehen - "für Alle, die sich bisher engagiert haben". Robert Stahlbock: "Unsere Arbeit und auch die des Architekten war damit hinfällig, wurde weder eingebracht, noch anerkannt." Die nun beschlossene Umbau-Version wird von den Eltern als "notdürftig" und "frustrierend" abgelehnt, da sie keinerlei Aufwertung der Lehrbedingungen schaffe. Außerdem kritisieren die Betroffenen, dass der unter großem Zeitdruck abgerufene Entwurf für eine Neueröffnung der Schule zum Schuljahr 2013/14 gedacht war, jetzt aber plötzlich doch erst für 2014/15 geplant wird. "So geht es doch nicht", meldet Stahlbock enttäuscht an die Politik zurück, "Sie und wir wollen doch keinen zweiten Berliner Flughafen, bei dem "kaputtgestückelt" wurde." Er und seine Mitstreiter fordern nun eine nochmalige Stellungnahme aller Fraktionen in der Stadtvertretung.

Die zuständige Stadträtin Anette Reinders (GALiN) kann den Ärger teilweise nachvollziehen, etwa die Irritationen um Baubeginn und Fertigstellung: "Das stimmt schon, wir haben den ursprünglichen Termin nicht hingekriegt, weil wir die Baumaßnahme unterschätzt haben." Ansonsten aber setze die Verwaltung lediglich politische Beschlüsse um und der Ausschuss habe die ursprünglichen Planungen eben als zu teuer abgelehnt. Auch die nun beschlossenen Maßnahmen aber hält Reinders für vertretbar: "Es ist ja nicht so, dass die Schule keine Nebenräume bekommt", außerdem gebe es "einmal die Offene Ganztagsschule und einmal die Grundschule" - die zumindest teilweise auch die gleichen Räume nutzen könnten.

Hintergrund des Projektes ist der Verwaltungsplan, die Grundschule Glashütte schnellstmöglich zu einer "Offenen Ganztagsschule" umzubauen, das heißt: verlässlich Unterricht und Betreuung bis weit in den Nachmittag anzubieten, an dem die SchülerInnen teilnehmen können, aber - was den Nachmittag angeht - nicht teilnehmen müssen. Da hierfür erhöhte Raumbedarfe entstehen und die bestehenden Schulgebäude erheblich sanierungsbedürftig sind, arbeiten Stadtverwaltung und Ausschuss seit geraumer Zeit an einer Ausbau-Lösung.

2 Kommentare zu diesem Artikel

26.03.2013, 14:15 Uhr BürgerEs ist nicht zu erkennen, wie

Es ist nicht zu erkennen, wie unseren Kindern geholfen ist, wenn "das gesamte Schulwesen" im Mittalmaß versinkt. Wie bei vielen Themen, ob nun bundes-oder landesweit, oder wie in diesem Fall auf kommunaler Ebene: es ist genug Geld im System. Hier wie da kommt es nur auf die Vetrteilung an. Bei den Haushaltsberatungen sind durchaus andere Prioritäten denkbar. Wenn es politisch gewollt wäre, wären auch größere Finanzmittel für die notwendige Ausstattung ALLER Schulen einsetzbar. Aber so zu verfahren, wie die letzten Jahrzehnte, (den Sanierungsstau an Schulen vor sich her zu schiebe) zeugt von einer zutiefst konservativen Grundhaltung.

26.03.2013, 10:11 Uhr BürgerinNorderstedter Standard?

Bisher galt die Grundschule Glashütte-Süd als "bestausgestattetste Grundschule" der Stadt Norderstedt. Verständlich, dass die Eltern auch beim Umbau zur offenen Ganztagsschule diesen Standard halten wollen. Die Stadt Norderstedt ist als Schulträgerin für insgesamt 40 Schulen jedoch gehalten, Prioritäten zu setzen. Der Finanzbedarf für Umbauten zur OGGS, zur energetischen Sanierung und zur Modernisierung, ist enorm und erfordert es, Prioritäten zu setzen. Lehrerkollegium und Eltern sehen nur "ihre" Schule und stellen Forderungen, ohne nach rechts und links zu sehen. Bei der vergleichsweise sehr guten Ausgangslage in Glashütte-Süd gewinnt man den Eindruck, dass Lehrer und Eltern statt des kleinen Fingers nun die ganze Hand wollen. Das ist maßlos und unverhältnismäßig. Schade, dass Die Linke das nicht erkannt hat und sich einwickeln ließ, statt das gesamte Schulwesen im Blick zu behalten.