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Mittwoch, 8. April 2015, 13:24 Uhr

Bevölkerung schlecht auf Stromausfall vorbereitet

Stadt stellt Ergebnsisse von Befragung vor

Blackout: Ist da jemand?, Bild: Aram Becker

Blackout: Ist da jemand?, Bild: Aram Becker

Hans-Georg (Felix) Becker | Im Oktober 2014 wurden 10.000 Norderstedter EinwohnerInnen zu ihrem möglichen Verhalten und zu den Erwartungen an die Verwaltung bei einem langanhaltenden und großflächigen Stromausfall befragt. Die Ergebnisse liegen nun vor. Fazit: „Hinsichtlich der Informiertheit der Bevölkerung und ihrer Wahrnehmung ist ein erhebliches Defizit festzustellen.“ Demnach ist die Stromversorgung als Kritische Infrastruktur für die Bevölkerung offensichtlich keine Thema, die Möglichkeit von Stromausfällen und die Folgen einer Unterbrechung der Stromversorgung werden ausgeblendet. „Es herrscht das sichere Gefühl, dass (größere) Stromausfälle nur in Ländern mit weniger zuverlässiger Stromversorgung aufträten“, heißt es in dem Bericht. Dementsprechend gäbe es auch keine nennenswerten Vorbereitungen auf einen Stromausfall und die Fähigkeit der Bewältigung seiner Folgen seien in dieser Hinsicht wenig ausgeprägt. Dabei könne sich dem Bericht zufolge ein solcher Stromausfall „ohne bereits im Vorfeld abgestimmte Bewältigungsmechanismen… schnell zu einer existenziellen Gefährdung entwickeln.“

Die möglichen Auswirkungen erstrecken sich dabei auf alle Lebensbereiche wie Transport und Verkehr, das Gesundheitswesen, die Ver- und Entsorgung und andere wichtige urbane Bereiche. Um den Ist-Informationsstand der EinwohnerInnen sowie deren Erwartungen an die Verwaltung und den Stromversorger festzustellen wurden 10.000 EinwohnerInnen durch eine Zufallsstichprobe befragt. Es wurden jeweils 50 Prozent weibliche und männliche Personen in gleichmäßiger Altersverteilung zwischen 18 und über 65 Jahren angeschrieben. Keine Berücksichtigung fanden Sprache, Religion, Einkommen oder Beruf. Die Rücklaufquote der Befragten betrug fast 30 Prozent. Weitere 146 Personen suchten selbständig das entsprechende Online-Portal auf.

Die Hilfserwartung der EinwohnerInnen besteht in erster Linie in darin, über den Grund des Stromausfalls, über Vorsorge-/Abhilfemaßnahmen und über die Dauer des Stromausfalls informiert zu werden. Desweiteren wird die medizinische Versorgung als „extrem wichtig“ angesehen. Ebenfalls mit sehrt hohen Erwartungen verbunden ist die allgemeine Sicherheit sowie der Schutz des Eigentums. Lediglich als „notwendig“ werden die Versorgung mit Wasser und Lebensmitteln und die Schaffung von Übernachtungsplätzen angesehen. Vergleichsweise gering ist dem Bericht zufolge der Anteil derer, die dem „Bereitstellen von Bargeld“ und der „Verteilung von Treibstoff/Benzin“ eine hohe Erwartung beimessen. Vom eigenen Stromanbieter wird in hohem Maße die Weitergabe von Informationen zum Grund des Stromausfalls, zu den getroffenen Abwehrmaßnahmen und zur geschätzten Dauer als wichtig empfunden.

Obwohl 94% der Befragten die Wahrscheinlichkeit eines mehrtägigen Stromausfalls als unwahrscheinlich oder sehr unwahrscheinlich ansehen, verfügen sie fast durchgängig über Vorräte an Kerzen, Taschenlampen und Batterien. Allerdings stehen nur wenigen Befragten Gas- oder Campingkocher zur Verfügung. Weniger als 2-3 Prozent verfügen über Stromaggregate oder eigene Stromquellen. Die fast durchgängig vorhandenen Vorräte an Essen, Getränken, Heizmitteln und Medikamenten sind begrenzt. Lebensmittel für 3-4 Tage haben 44 Prozent der Befragten, Getränkevorräte für denselben Zeitraum 35 Prozent. Vor dem Hintergrund, dass eine Vielzahl von Personen bei einem Stromausfall Hilfe benötigen oder zumindest wünschen, gaben 36 Prozent der Befragten an, Hilfe von der Familie zu bekommen. 28-32 Prozent erwarten Hilfe von Freunden und Nachbarn. Nur 4 Prozent der Befragten gaben an, niemand könne helfen.

Am Ende der Befragung gaben 30 Prozent der Befragten an, durch die Beantwortung des Fragebogens zu einer Verhaltensänderung angeregt worden zu sein. 70 Prozent verneinten dies. Der Bericht kommt zu dem Schluss, dass sich bei „dieser allgemein geringen Sensibilität für das Risiko und die Gefahr eines derartigen Szenarios“ für die Stadt Norderstedt die Notwendigkeit ergibt

  • über Gefahren und Risiken zu informieren
  • Bewusstsein zu wecken bei der Vorbereitung und Bevorratung zu motovieren (Stärkung der Eigenvorsorge)
  • im Katastrophenfall durch Warnmeldungen zu informieren sowie die Krisenkommunikation zu sichern
  • die Fähigkeit zur Selbsthilfe und Hilfe für andere zu aktivieren.