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Donnerstag, 12. Juli 2012, 10:14 Uhr

50.000 Euro gegen sexuelle Gewalt

Diakonie verzeichnet deutliche Zunahme von Beratungen

Logo der Diakonie mit Tastatur-Grafik und "Hilfe" auf einer Taste

Erleichterung bei der Diakonie: Das Budget für die Beratung jugendlicher Opfer sexueller Gewalt wird verdoppelt

Infoarchiv Norderstedt | Mit 280 "Beratungskontakten" in Fällen sexueller Gewalt gegen Kinder hat die Diakonie für 2012 in Norderstedt gerechnet, knapp 240 waren es bereits im Mai. Damit die Betroffenen auch weiterhin problemlos und unbürokratisch Hilfe erhalten, hat der Jugendhilfeausschuss jetzt die kurzfristige Verdoppelung der Beratungskapazitäten auf den Weg gebracht, Kostenpunkt: 49.000 Euro bis 2013.

19 Kinder und Jugendliche hatten sich den FachberaterInnen der Evangelischen Erziehungs-, Lebens- und Eheberatungsstelle bis Ende Mai offenbart, 237 "Kontakte" waren dafür nötig. Laut Diakonie-Geschäftsführerin Maren von der Heyde und Carolin Becker, Leiterin der Einrichtung, ist das gegenüber 2011 - dem ersten Jahr ihrer Tätigkeit - eine dramatische Steigerung. Nachdem die Dringlichkeit der Hilfe dem Ausschuss anhand von Fallbeispielen deutlich gemacht wurde und Sozialamtsleiter Klaus Struckmann die Kosten der nötigen Aufstockung um 320 Kontakte/Jahr auf 24.500 Euro/Jahr beziffert hatte, beauftragte der Jugendhilfeausschuss die Stadtverwaltung, die Erhöhung des Beratungsbudgets um mehr als das Doppelte vorzubereiten.

Maren von der Heyde

Maren von der Heyde (Foto: Diakonie)

Dabei erstaunt die förmliche "Explosion" des Beratungsbedarfs durchaus, denn die Fallzahlen bei sexueller Gewalt gegen Kinder in Schleswig-Holstein haben laut polizeilicher Kriminalstatistik zuletzt eher abgenommen: Demnach sank sowohl die Gesamtzahl der Sexualdelikte mit -0,5% (leicht), vor allem aber die Fallzahlen bei sexuellem Missbrauch von Kindern (-11,6%) nahmen deutlich ab. Eine starke Zunahme in Norderstedt nur wenige Monate später gibt daher zumindest Rätsel auf, wobei eine mögliche Erklärung die Beratungsstelle selbst ist: Die Diakonie ist hier nämlich erst seit Anfang 2011 tätig, vorher bereit ein anderer Träger in Bad Segeberg und bot Sprechzeiten in Norderstedt. Es könnte sich also herumgesprochen haben, dass hier schnelle und qualitativ hochwertige Hilfe angeboten wird. Außerdem stellt Diakonie-Chefin von der Heyde fest, dass die Sensibilität für das Thema "Sexueller Missbrauch" in den letzten Jahren stark zugenommen hat und es inzwischen gesellschaftlich anerkannt ist, sich zu öffnen und Hilfe anzunehmen.

Für die MitarbeiterInnen der Diakonie steht in jedem Fall der Schutz der Kinder- und Jugendlichen im Vordergrund, der nach einer Kontaktaufnahme kurzfristig und meist zusammen mit dem Jugendamt organisiert wird. Einen Fall "gerichtsfest" zu machen, ist hingegen ein langer Weg. Und beim Rückblick auf die ersten eineinhalb Jahre des Beratungsangebotes wird von der Heyde düster: "Die Schwere und die Komplexität der Fälle übersteigt unsere schlimmsten Erwartungen", sagt sie und ist über die schnelle Reaktion des Norderstedter Jugendausschusses deshalb "sehr froh".